Pech beim Bauen

Ich habe eine für viele möglicherweise ungewöhnliche Neigung. Von Beruf bin ich Diplomlehrer für Chemie und Mathematik und promovierter Chemiker, beschäftige mich derzeit aber bevorzugt mit der Kultur unserer Vorfahren.
Angefangen hat alles mit einem Schlüsselerlebnis vor mehr als 25 Jahren. Ich fuhr aus Schwerin kommend in unsere Heimatstadt. In der Höhe des Ortseingangsschildes „Hansestadt Wismar“ durchschoss mich der Gedanke „Verdammt noch mal: Was genau ist Hanse?“.
Da kann man natürlich verschiedene Leute fragen. Unser Bürgermeister würde antworten: „Die Hanse war ein Städtebund.“ Der Chef der Wismarer Wirtschaftsgemeinschaft antwortet sicher: „Die Hanse war ein Unternehmerverband.“ Der Deutsche Kaiser Wilhelm I hätte mit seinem Grundgedanken „Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser.“ geantwortet: „Die Hanse war eine Militärorganisation.“
Irgendwie hat ja jeder natürlich Recht mit seiner Antwort.
Ich wollte das aber ganz genau wissen und beschloss die Sprache unserer Vorfahren besser kennenzulernen. Denn wenn ich lese und verstehe, was sie gesagt und geschrieben haben, brauche ich keinen mehr fragen: „Woher Bartel den Most holt?“
Angefangen hat alles mit dem Mittelniederdeutschen Wörterbuch von Schiller und Lübben aus dem 19. Jahrhundert mit den Ergänzungen von Friedrich Techen. Das was ich da über die Kultur unserer Vorfahren gelernt habe, hat mich derart fasziniert, dass ich nachdem aus allen 6 Bänden dieses Wörterbuches die WORD-Dateien fertiggestellt waren, habe ich diese Arbeit an der Laasch – Edition der Universität Hamburg fortgesetzt. Der Wachholtz – Verlag wird diese so in etwa 2 Jahren abschließen.
Neben der gewonnenen Sprachkompetenz bin ich in eine faszinierende Kultur der Gesellschaft unserer Heimat eingetaucht, die mir das Wissen und die Überzeugungen unserer Vorfahren über die Organisation der Gemeinwesen, Medizin / Heilkunst, Essen und Trinken, über das Bauwesen und damit auch das erfolgreiche Gesellschaftskonzept nahegebracht haben.
In einer alten Quelle fand ich einen Hinweis, der für unsere Experten beim Bauen von Gewerbegebieten, Brücken und Bahnunterführungen auf dem wässrigen Untergrund Wismars interessant sein könnte.
Sicher sind Betriebswirte oder Verwaltungsfachleute, als Entscheider über Bauprojekte, keine Experten auf diesem Gebiet, aber vielleicht sollte man Leute fragen, die etwas mehr von den chemischen Prozessen in Baumaterialien, in deren Umfeld und den Wechselwirkungen verstehen und erklären können, warum unsere Kirchen und die anderen vor Jahrhunderten errichteten Gebäude immer noch stehen und nicht wie die Bauten der Neuzeit nach etwa 50 Jahren zerfallen oder drohen einzustürzen.
Das sehen wir insbesondere in allen neueren Wohngebieten.
Ein wesentlicher Bestandteil der Bauten aus dem Mittelalter waren Backsteine. „Backsteine, nicht Ziegelsteine“ Diese hatten eine andere Zusammensetzung und wurden auch anders hergestellt und zusammengefügt.
Nun zu meiner Quelle, in der Pech (in flüssiger oder fester Form:) als Bausubstanz beschrieben wurde.
Pech oder Harz fand seinerzeit eine vielseitige Nutzung als Dichtungsmaterial, als Foltermittel, Ingredienz von Heilmitteln, zur Fixierung verschiedener Baumaterialien.
Zum letztgenannten Verwendungszweck das nachfolgende Zitat:
„dat fundament wort mit îsern klammern in ê(i)nander gevātet und mit pik in ê(i)nander gegōten gans veste.“ (J. Brandis 141),

Wer die Sprache und die Übersetzung kennt und mehr als eine schulisch – chemische Grundbildung hat, bei dem macht es dann: „Klick“.