Die Arroganz der „Wendekinder“

Sehr geehrter Herr Mahnke,
leider ist aus Ihrem Vornamen nicht zu erkennen, wie viele Jahre Sie in der DDR gelebt haben, wahrscheinlich weniger als in den jetzigen Verhältnissen. Aber auch Sie müssen zugeben, dass jeder Einzelne seine eigene Wahrheit, die DDR gut oder schlecht erlebt hat, genauso, wie wir jetzt in der BRD Gutes und Schlechtes erleben und das von jedem Einzelnen auch wieder anders interpretiert wird. Sicher gab es in der DDR Mangelwirtschaft, aber verhungert ist keiner. Das Klima unter den Menschen war deutlich besser als jetzt, wenn ich von Nachbarschafts- und Kollegenhilfe ausgehe. So habe ich es jedenfalls erlebt. Jetzt lebt doch jeder mehr oder weniger für sich. Natürlich kann man jetzt sagen, da es Jahre dauerte, um ein Auto zu bekommen, brauchte auch niemand neidisch auf den Nachbarn zu sein, aber ich habe eben echten Zusammenhalt erlebt, der jetzt einfach nicht mehr da ist. Natürlich wurden wir bevormundet. Allerdings hat man uns nie die Wurst aus der Kantine gestrichen bzw. vom Brot genommen. Ich durfte noch essen, was ich wollte. Und glauben Sie mir, ich habe argentinisches Rindfleisch und irisches Lamm sowie Bananen und Navel-Apfelsinen nicht vermisst, Fidels letzte Rache tat es auch, um nur einige Dinge zu nennen. Sie müssen die Meinung anderer ja nicht zu der Ihren machen, akzeptieren reicht schon.