Seltsame Doppelmoral

Herr Hubert aus Schreyen meint als katholischer Geistlicher, der Leserbrief „Einfach nur ekelhaft“ pauschalisiere die katholische Kirche hinsichtlich des Kindesmissbrauchs.
Das ist keinesfalls so, aber es stimmt auch, dass ständig neue Schandtaten ans Licht kommen.
Herr Hubert meint, die katholische Kirche sei sehr um die Aufklärung dieser Vergehen bemüht. Da fragt man sich, warum sie dann auf eine Aufklärung in eigener Regie besteht und Klärung von außen nicht zulässt? Warum ist der Kölner Kardinal Woelki nicht bereit, einen entsprechenden Untersuchungsbericht öffentlich zu machen?
Herr Hubert meint, der Zölibat habe nichts mit dem Umgang der Kirche mit der Sexualität zu tun.
Warum lehnt dann seine Kirche Homosexualität und andere Sexformen strikt ab, gleichzeitig Priester sie aber an Kindern praktizieren, weil ihnen ein normaler Zugang zur fleischlichen Liebe verwehrt ist.
Besonders betroffen aber macht mich die Stelle im Brief, an der er den Opfern vorwirft, sich nicht gemeldet zu haben und die Eltern es versäumen, entsprechende Signale der Kinder ernst zu nehmen.
Das ist besonders perfide.
Wenn er mal zuhören würde, wenn Opfer erzählen, unter welchem seelischen Druck und Gehorsamsdruck sie standen, würde er diesen Zynismus wohl unterlassen.
Es geht absolut nicht darum, ein Feindbild gegen die Kirche aufzubauen, aber wer für sich in Anspruch nimmt, die Gebote Gottes zu verkünden und zu wahren, der sollte keine Doppelmoral betreiben.
Heinrich Heine brachte es in seinem Gedicht-Deutschland „Ein Wintermärchen“ auf den Punkt: „Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenne auch die Herren Verfasser. Ich weiß sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser“.