Protest paradox

Es gibt wohl kaum jemanden, der die Sorgen der Bauern um ein auskömmliches Leben und um ihre Existenz nicht versteht.
Das haben sie mit vielen anderen Berufsgruppen wie Fischer, Schiffbauer, Handwerker und anderen gemein.
Das ist Folge der kapitalistischen Marktwirtschaft, die durch überzogene und unsinnige EU-Regeln und nationale Regierungsentscheidungen noch verstärkt werden.
Aber das ist nur die eine Seite der Medaille.
Dafür, dass die Bauern nicht genug für ihre Erzeugnisse bekommen, dafür tragen hauptsächlich der Zwischenhandel und die Handelsketten die Verantwortung.
Diese erhöhen ständig die Preise mit der scheinheiligen Begründung, mehr für das Tierwohl und die Bauern tun zu wollen, aber bei denen kommt nichts an.
Da liegt der Hase im Pfeffer!
Die Proteste der Bauern sind absolut berechtigt aber irgendwie auch paradox.
Sie betonen immer, dass sie die besten Naturschützer und Klimaschützer sind.
Aber dann rollen hunderte Traktoren durch das ganze Land nach Berlin Schwerin und andere Regierungssitze der BRD.
Der dabei erzeugte Dieselfeinstaub, die Verkehrsstaus, die Kosten der Bauern für Treibstoff – ist das der richtige Weg?
In vielen Wirtschaftsbereichen hat man sich daran gewöhnt, bei wirtschaftlichen Problemen nach dem Staat zu rufen.
Der hat aber nur Geld, das der Steuerzahler für ihn erarbeitet hat, also ist der Steuerzahler doppelt bestraft, obwohl er für die Probleme nicht die Verantwortung trägt.
Es ist sicher nicht die Lösung aller Probleme, aber die Bauern müssen mehr Ideen und Initiativen entwickeln, sich gegen die Erpressungen der Handelsketten zu wehren.
Wenn man durch die westlichen Bundesländer fährt, findet man in jedem Dorf mindestens einen Hofladen, regionale Bauernmärkte u.s.w.
Das fehlt in unserer Region fast völlig. Die Mentalität der DDR-Bauern, dass der Staat alles abnimmt und für die Vermarktung sorgt, ist vorbei