Niemand will mich ärgern

Als Mitarbeiter im Corona-Testzentrum erlebe ich unterschiedlichste Reaktionen bei den Menschen, die zum Testen kommen. Kaum einer lässt sich gern ein Stäbchen in die Nase einführen, aber es gibt sehr viele, die das einfach mit einiger Geduld über sich ergehen lassen, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Manche nehmen es mit Humor, und oftmals fällt ein Satz wie: „Da müssen wir halt jetzt gemeinsam durch.“ Das sind übrigens keine dümmlich naiven Menschen, sondern oft welche, denen man ihre Lebenserfahrung ansieht. Bei einer Probandin ist es mir offenbar passiert, dass ich ihr „bis ins Gehirn gestochen“ habe, entsprechend heftig war ihre Reaktion. Ich konnte ihr darauf nur antworten: „Wissen Sie, niemand ist hier, um jemand anderen zu ärgern.“ Könnte das nicht grundsätzlich gelten? Könnte das nicht die Vertrauensbasis sein, auf der man miteinander umgehet? Und zwar nicht nur im Testzentrum, sondern generell. Niemand macht oder entscheidet etwas, um mich zu ärgern, auch nicht in der Politik. Allerdings wären auf dieser Basis manche Klagen, Vermutungen, Überlegungen und Verschwörungen schlichtweg haltlos. Und selbst manche Leserbriefe hier hätten dann einfach keine Berechtigung mehr. Das Gute daran: Wir sparen Papier, und die Umwelt freut sich drüber.