Keinen Antirusslandkurs

A. Laschet ist noch nicht einmal per Briefwahl offiziell zum neuen CDU-Chef gewählt worden, da wird gegen ihn schon als Parteichef und möglichen Kanzler geschossen. Er hat zu bestimmten (vor allem außenpolitischen) Themen eigene Sichtweisen (z.B. Assad und Russland ). Und wenn er meint, man müsse mit Russland mehr reden, ist das berechtigt, denn Putins Vorschläge in dessen Rede vor dem Bundestag wurden vom Parlament und von Deutschland nicht erhört. Und nun stellt sich die Grünen-Chefin hin und wirft Laschet außenpolitische Orientierungslosigkeit vor. Geht es noch? Erstens hatte Laschet als bisheriger MP seines Landes nichts mit der Bundesaußenpolitik zu tun, und zweitens ist es erfreulich, dass sich ein Politiker findet, der die Gegebenheiten entsprechend einschätzt und ein anderes außenpolitisches Denken einbringt. Wo kommen wir hin, wenn alles nur auf Konfrontation hinaus läuft? Wir müssen miteinander, nicht gegeneinander! Hat die Grünenvorsitzende denn schon solche praktischen Erfahrungen mit Russland gemacht, die sie zu diesem Urteil berechtigen? Sie will eine klare Haltung gegenüber autokratischen Staaten. Ja, sie muss damit leben, dass es sie gibt und diese auch noch weiterhin bestehen werden. Und was ist mit den USA? Ist es hinnehmbar, wenn absolut einzig und allein der US-Präsident (ohne Verteidigungs-, Außenminister und Kongress) entscheidet, ob er den roten Kopf drückt? Ist das Demokratie? Jeder Staat und sein Volk hat das Recht, so zu leben, wie er es will. Und wenn das Volk damit nicht einverstanden ist, ist es eine innere Angelegenheit, die es mit seiner Regierung klären muss. Ob das nun Belarus ist, Russland (Nawalny) oder andere Länder sind, jeder Eingriff von den USA oder dem europäischen Westen ist eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des anderen. Und diese ständige Einmischung und Bevormundung vergiftet die Beziehungen zwischen den Staaten. Und damit muss endlich Schluss sein! Es ist dringend notwendig, dass man nicht nur die eigene Sichtweise sieht und sie für absolut richtig hält, wenn man echte Friedenspolitik machen will, muss man sich auch in die Lage des Gegenübers versetzen und dessen Sichtweisen evaluieren und berücksichtigen. Es bleibt zu hoffen, dass sich zukünftig außenpolitisch etwas zum Positiven verändert!
Wolfgang Mengel, Stralsund