EU als Moderator wünschenswert

Betreffs des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland ist die tägliche »Berichterstattung« der Medien nicht mehr zu ertragen. Fakt ist: Der Konflikt ist langfristig vorbereitet worden. 1990 war der »sowjetische Kommunismus« weg, aber das reichte dem Westen nicht, nun macht man das »autoritäre« Russland zum Feindbild, und das seit der Wende (das Ende Jelzins zerschlug die westlichen Hoffnungen auf russische Territorien und Ressourcen). Die NATO rückte immer weiter nach Osten vor, obwohl damals von einer Bedrohung durch Russland absolut keine Rede war. Russland und die Ukraine sind weder Mitglied der EU noch der NATO. Also geht das die NATO überhaupt nichts an, geschweige denn die USA. Die EU eigentlich auch nichts, aber die betreffenden Staaten liegen in Europa.

Es wäre sehr sinnvoll, dass die EU bei diesem Konflikt als Vermittler, als Moderator zwischen beiden auftritt, ohne aber selbst an Russland unerfüllbare Forderungen zu stellen. Es gibt die »Minsker« Festlegungen, deren Einhaltung von Russland strikt eingefordert wird, an die aber der Westen sich nicht hält. Die Ukraine wird vom Westen mit Waffen, Beratern und »Ausbildern« vollgepumt, aber das ist ja alles normal. Die NATO steht 150 Kilometervon Petersburg entfernt, da sagt keiner etwas. Aber wenn Russland seine Truppen fast 300 Kilometerim Inland von seiner Westgrenze entfernt stationiert hat, ist das Geschrei des gesamten Westens riesig. Hier wird völlig ungerechtfertigt mit zweierlei Maß gemessen. Auch die EU muss hier deeskalierend auftreten. Dass Macron das »Normandie-Format« wieder beleben will, ist sehr begrüßenswert. Es geht um unseren Kontinent, und da sollten wir die Probleme selbst lösen, ohne eine andere Einmischung. Auch Deutschland sollte sich in dieser konkreten Frage von transatlantischen Einflüssen lösen und eine eigene Politik (mit der EU) durchführen. Und was die langfristige Vorbereitung kriegerischer Auseinandersetzungen betrifft, ist die Geschichte leider reich an Beispielen, siehe nur 1. und 2. WK. Die Generation, die aus leidiger Erfahrung noch warnend den Zeigefinger heben kann, ist leider schon in einem hohen Alter. Wer soll es nach uns tun? Will sich dann nach reichlich 80 Jahren niemand mehr an diese Katastrophen erinnern? Und wohlgemerkt: Das gilt nicht nur für Deutschland!