Der Letzte Wunsch einer Mutter

Die Mutter ist gestorben und nichts hat sie sich so sehr gewünscht als dass alle ihre Kinder vereint noch einmal vor ihr stehen. Doch da fängt es an, das Dilemma. Die Kinder sind verstreut im Lande und zudem sind sie zerstritten. Was und warum? Keiner weiß es, aber alle denken, sie haben das Recht mit dem Anderen nicht mehr zu reden. Es ist leider nicht nur in unserer Familie so, nein in vielen, sehr vielen Familien ist es genauso. Wie schön wäre es gewesen, der Mutter diesen einen Wunsch zu erfüllen! Wie schön, wenn wir uns alle einig wären und zusammen durch diese schweren Tage gehen. Sich zu treffen, den Anderen in den Arm zu nehmen und zu trösten, denn: Es war doch unsere aller Mutter. Nun ist sie nicht mehr da, sie hat uns immer alle zusammen gehalten, hat erzählt, was der Andere macht und tut und wie es ihn geht. Man tat so als wenn man es nicht hören wollte, hat sich aber doch gefreut zu wissen, dass es der Schwester oder dem Bruder gut geht. Dabei wohnt man nicht einmal weit voneinander entfernt, könnte sich besuchen … Leider macht man selber nicht den ersten Schritt, weil die Angst nicht willkommen zu sein immer dabei ist. Nun wo die Mutti nicht mehr da ist, wird es so sein, dass niemand mehr hört wie es den Anderen geht. Man wird wissen, dass man noch Brüder und Schwestern hat, aber man wird ganz ohne sie leben. Ach Mutti, das hast du nie gewollt. Jeder weiß das, doch niemand kann und will über seinen Schatten springen. Auf der Beerdigung wird jeder den Anstand haben, den Anderen mit einem Lächeln die Hand zu geben, man wird zusammen die Mutter zu Grabe tragen und vielleicht auch noch zusammen eine Tasse Kaffee trinken (man will ja den Anstand beachten). Doch danach? Jeder steigt in sein Auto und wird wieder in sein Leben fahren … Traurig, alleine und ohne die Hand zum Vertragen gereicht zu haben. Ja und auf der Todesanzeige der Mutter stand: Kinder bleibt vereint! Leere Wort für jeden, nur die Mutti wünschte es sich doch so sehr. Wir können oder wollen nicht vereint sein, weil jeder glaubt, er hätte Recht und weil jeder denkt, er will nicht mehr wehgetan werden. Dabei wäre es so einfach … Hört auf die Worte der Mutter oder des Vaters … Vertragt euch, haltet zusammen, vergesst was gesagt oder getan wurde und nehmt euch in die Arme. Seit einig unter euch … Es war der letzte Wunsch!