Apothekennotstand

Mich haben in den letzten Monaten und Wochen Berichte in den Medien beunruhigt, dass das »Apothekensterben« in Deutschland zunimmt und nun auch MV erreicht hat. Für mich war es deshalb selbstverständlich, dass ich mich an der Unterschriftensammlung für den Erhalt unserer Apotheken und gegen die teils hinterhältigen Machenschaften der Arzneimittelprofiteure beteiligte. Darüber hinaus habe ich selbst viele Mitbürger gebeten, dies auch zu tun. Die Gefahr nimmt zu, dass ein Grundpfeiler des deutschen Gesundheitswesens, die wohnortnahe qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten in all ihren Belangen (Individualrezepturen, Nacht- und Notdienste insbesondere an Sonn- und Feiertagen, Spezialversorgungen zum Beispiel palliative) nicht mehr gesichert werden kann.
Ein Beschleuniger dieser Entwicklung ist der Versand von rezeptpflichtigen Arzneimitteln durch ausländische Kapitalgesellschaften und deutsche Versandapotheken. Ich kann nicht nachvollziehen, warum Patienten die großzügige Rabattzusicherung beim Kauf rezeptfreier Medikamente durch den Versandhandel vorziehen und auf eine individuelle Beratung verzichten. Das persönliche Vertrauen zu den Inhabern und Mitarbeitern meiner örtlichen Apotheke ist mir sehr wichtig bei der Bewältigung meiner gesundheitlichen Probleme.
In Deutschland schließt nahezu jeden Tag eine Apotheke. Und damit stehen circa 150.000 hochqualifizierte, familienfreundliche Arbeitsplätze auf dem Spiel. Es ist bedauerlich bzw. unverständlich, warum die politisch Verantwortlichen in unserem Land diesen Entwicklungstrend nicht aufhalten. In 21 EU-Mitgliedssaaten gibt es bereits ein generelles Versandverbot von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Deutschland ist nicht dabei.
Warum ausgerechnet eine Patien­tenselbsthilfeorganisation wie die Deutsche Rheuma-Liga für die Sanicare-Versandapotheke wirbt, indem eine Mitgliedschaft mit besonderen Rabatten und Vergünstigungen durch diese »belohnt« wird … Für mich als Mitbegründerin dieses gemeinnützigen Vereins ist es beschämend und traurig zugleich. In MV sind nach derzeitigem Stand 16 Apotheken Fördermitglieder des Landesverbandes. Sie unterstützen damit finanziell die Erreichung des Anliegens der Rheuma-Liga, unter anderem die Versorgung der Kranken zu verbessern, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und die Interessen und Forderungen der Betroffenen im politischen Raum zu vertreten. Dafür lohnt sich eine Mitgliedschaft.