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Stralsunder Kulturschaffende Die Stralsunder Seniorenakademie lud erneut die Historikerin Dorina Kasten ein, die von 85 Wissbegierigen herzlich begrüßt wurde. In ihrem Vortrag stellte sie uns Kulturschaffende des 18. und 19. Jh. vor, die in unserer Hansestadt geboren wurden, gearbeitet haben oder ihr Arbeitsleben beendeten. Aus ihrem Buch wählte sie als erstes Beispiel Gustav Simon Ludwig Wagner (1799 Stralsund-1829 Dresden) aus. Von ihm stammt auch der Untertitel des Buches: „Ich fühle in mir einen unwiderstehlichen Drang …“. Er fertigte zeichnerisch bevorzugt Szenen, in denen Hirten, Jäger oder Soldaten zum sehen waren. Ein von ihm bekanntes Bild ist die „Mönchguter Frau“. Eduard Nieny (1827 Stralsund-1861 Stubbenkammer/Rg.) schuf u.a. das Bild „Wallenstein vor Stralsund“ und 1860 „Die Rauchkaten“. Sein Tod war äußerst mysteriös. Johann Wilhelm Brüggemann (1786 Göttingen) kam über verwandtschaftliche Verbindungen in Greifswald 1807 nach Stralsund und arbeitete ab 1823 am Stralsunder Gymnasium. Er bekam gegen C.D. Friedrich und K.F. Schinkel den Auftrag zur Innenrenovierung der Stralsunder Marienkirche. 1866 verstarb er in seiner Wahlheimat. Karl Hermann Fröhlich (1821 Stralsund-1898 Berlin) war der bedeutendste und produktivste Scherenschnittkünstler des 19. Jh. Zusätzlich schrieb er zahlreiche Fabeln, Gedichte und Lieder, die ein begeistertes Publikum im In- und Ausland fanden. Sophie Antonie Biel (1830 Stralsund-1880 Berlin) war Malerin. Sie schuf eine Vielzahl von Küstenlandschaften und Marinen mit Motiven von Ost- und Nordsee. Da es damals verpönt war, dass eine Frau arbeitete, signierte sie ihre Bilder, z.B. „Auf Hiddensee“, „Ziehbrunnen“ oder „Blick auf Stralsund“ nur mit A. Biel, damit die dahinter stehende Frau nicht zu erkennen war. Das hätte für die Familie Schande bedeutet – und deshalb ging sie nach Berlin. Erich Kliefert (1893 Berlin-1994 Stralsund) ist allen Stralsundern bekannt. 1924 zog er in unsere Stadt und arbeitete als Zeichenlehrer an der Hansa. Auffällig für jeden per Bahn Ankommenden sind die beiden großen Wandgemälde in der Bahnhofshalle (Ansichten von Stralsund und Rügen), die er 1935 schuf. Kliefert war Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR und wurde 1993 zum Stralsunder Ehrenbürger ernannt. Seine Frau Mathilde Kliefert-Gießen (1887 Pries b. Kiel-1978 Stralsund) malte überwiegend Porträts („Lesender Frauenakt“) und Landschaftsbilder („Dorfkirche bei Stralsund“ 1921). Tom Beyer (1907 Münster-1981 Stralsund) lebte nach dem Krieg bis 1952 in Göhren und zog dann nach Stralsund um. Bilder von ihm sind z. „Hiddensee, Inselblick“ und „Hafenansicht auf Rügen“. D. Kasten beendete ihren Vortrag mit der ebenso bekannten Malerin Elisabeth Charlotte Helene Emilie Büchsel (1867-1957), deren Gemälde „Bild eines Fischerjungen“ (1904) und „Bauernhof bei Kap Arkona“, die sie auf Hiddensee malte, ebenso zum kulturellen Erbe unserer Stadt gehören. Dorina Kasten wurde mit herzlichem Beifall gedankt und verabschiedet. Das oben erwähnte Buch „Stralsunder Kulturschaffende im 19. und 20.Jh.“ ist u.a. bei Hugendubel oder im Verlag Edition Pommern in der Frankenstraße 53 in Stralsund zu erwerben. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 12.03.2025