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Wirtschaftsmacht China

Zur vierten Veranstaltung des Frühjahrssemesters 2025 der Seniorenakademie Stralsund begrüßten 58 Gäste Dr. P. Gottschlich von der Uni Rostock, der uns die Wirtschaftsentwicklung der VR China aufzeigen wollte. China ist mit mehr als 1,4 Mrd. Einwohnern das zweitbevölkerungsreichste Land nach Indien und betr. seiner Gesamtfläche das drittgrößte Land der Erde. Mao Zedong rief am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik aus. Von 1949 – 1952 erfolgte eine Bodenreform. 120 Mio. Bauern erhielten Land. 1958 wurde der „Große Sprung nach vorn“ verkündet, der in einer Hungersnot mit etwa 45 Mio. Toten endete. Im Rahmen der nachfolgenden „Kulturrevolution“ ab 1966 starben nochmals etwa 20 Mio. Menschen. Aufgrund der abnehmenden Säuglingssterblichkeit und der steigenden Lebenserwartung wuchs die Bevölkerung schnell. So waren ab 1973 nur noch zwei Kinder pro Ehe erlaubt, ehe ab 1979 die Ein-Kind-Politik galt. Deren Ziel wurde verfehlt, und eine zunehmende Alterung der Gesellschaft ist die Folge. Die seit 2016 wieder eingeführte Zwei- und ab 2021 Drei-Kind-Politik können jedoch die weiter sinkenden Geburtszahlen nicht kompensieren. Nach Maos Tod 1976 erfolgte eine Politik der Reformen (1976-1980) und Öffnung (1980-1999). Hatte die chinesische Führung 1950 von der SU die zentrale Planwirtschaft (u.a. Fünfjahrespläne) übernommen (im März 2021 wurde der 14. Fünfjahresplan verabschiedet), verstand man in der „Öffnung“ die allmähliche Hinwendung zu marktwirtschaftlichen Prinzipien. Von 2000 bis 2020 erfolgte ein großes Wirtschaftswachstum von jährlich 8,9%. Der Anteil am Welthandel verdoppelte sich, das Bruttoinlandsprodukt stieg um das Sechsfache. In dieser zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt konnten 200 Mio. Menschen aus der absoluten Armut aufsteigen. Der Wirtschaftsmotor sind die Industrieproduktion und der Technologiesektor (Quantentechnologie, KI, Hyperschalltechnik, Biotechnologie u.a.) Das sind die Felder, auf denen die USA und China um die Vorherrschaft ringen. Dieser Konflikt zwischen beiden Seiten wird teils auch als Zweiter Kalter Krieg bezeichnet. Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Landes liegt derzeit auf der Entwicklung des Binnenmarktes. Dabei spielen (Grundlagen-)Forschung und Entwicklung sowie die Stärkung des Angebots von Industriegütern und Dienstleistungen eine besondere Rolle. China ist eine Nuklearmacht, hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet und den uneingeschränkten Verzicht auf den Ersteinsatz erklärt. Die VR hat einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Die Zukunft wird zeigen, ob sich das Land in gleicher Art und Weise weiterentwickeln kann, wie bisher. Der herzliche Dank der Zuhörerschaft geht an den Referenten Dr. Gottschlich sowie an die LZ für politische Bildung und die Europäische Akademie M-V e.V. für deren Unterstützung.

Wolfgang Mengel, Stralsund, 03.03.2025

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