Leserbriefe lesen

Die Waffen nieder

Bertha von Suttner veröffentlichte 1889 ihren Roman „Die Waffen nieder“. Das Buch zeigt auf, dass Kriege von Menschen gemacht sind. Folglich können Kriege von Menschen verhindert werden, denn Kriege sind keine Naturkatastrophen, sondern Folge von Entscheidungen einzelner Menschen. Bertha von Suttner verstarb kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges mit der festen Gewissheit, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wird es auf der Welt keine Kriege mehr geben. Ihre letzten Worte waren: „Die Waffen nieder! – sag’s vielen - vielen“ Erich Maria Remarque veröffentlichte 1928 sein Buch „Im Westen nichts Neues“. Der Autor schildert darin die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten. Beide Bücher wurden mehrfach verfilmt. Es gibt weitere hunderte, wenn nicht tausende Romane und Sachbücher über Kriege der vergangenen Jahrtausende. Unseren gegenwärtigen Politikerinnen und Politiker in Deutschland, der Europäischen Union und den USA, die das Sagen haben, möchte ich nicht unterstellen, kein einziges dieser vielen Bücher gelesen zu haben. Öffentlich sichtbar jedenfalls betreiben sie eine Politik nach dem Motto: Mit Waffengewalt werden wir die Demokratie schon durchsetzen. Vielleicht wird auch Diplomatie hinter verschlossenen Türen durchgeführt. Das wäre sehr schön, aber davon weiß ich nichts. Als am 25. September 2001 Wladimir Putin eine Rede im Deutschen Bundestag hielt, bekam er während seiner Ausführungen und besonders am Ende viel Applaus. Sein letzter Satz lautete: „Aber abgesehen von den objektiven Problemen und trotz mancher - ganz aufrichtig und ehrlich gesagt - Ungeschicktheit schlägt unter allem das starke und lebendige Herz Russlands, welches für eine vollwertige Zusammenarbeit und Partnerschaft geöffnet ist. Ich bedanke mich.“ Deutschland nahm in der Folge die ausgestreckte Hand nicht entgegen. Fakt ist, der gegenwärtige Krieg bringt durch seine Weiterführung nur Leid in beide Völker. Er sollte sofort beendet werden. Dazu müssten die Europäische Union, Russland und die Ukraine über ihre sehr hohen eigenen Schatten springen. Die Europäische Union könnte anfangen mit dem Angebot die beiden Länder Russland und die Ukraine in die EU aufzunehmen. 1. Voraussetzung: Den Krieg sofort beenden. Russland zieht sich auf seine Grenzen vor Kriegsbeginn zurück. 2. Abarbeitung der weiteren Voraussetzungen für eine EU-Aufnahme. Über den eigenen Schatten springen erfordert nicht nur im persönlichen Leben, viel mehr in der Politik, Mut, großen Mut, aber hinterher fühlt man sich privat, so auch in der politischen Verantwortung, erleichtert und freut sich, es getan zu haben. Die Rüstungsindustrie ist gewiss anderer Auffassung und sagt: „Mädels und Jungs macht weiter so, unser Weizen blüht.“ Diesem Gedanken sollte von den verantwortlichen Politikern der europäischen Staaten keinesfalls gefolgt werden.

Winfried Schwarzer, Rostock, 22.02.2024

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.