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Lahmlegen

In dieser Woche hatte ich eine Fortbildung, drei Tage lang, auswärts. So war es jedenfalls geplant. Als wir dann am Montag zusammenkamen, gab es schon die Ankündigung eines Bahnstreiks und wir mussten schnell unser Programm umstellen. Am Dienstagabend fuhren wir nach Hause und trafen uns Mittwochfrüh online wieder. Was hier relativ unkompliziert verändert werden konnte, hat für manche ganz andere Auswirkungen: Kinder erreichen ihre Schule nicht, Menschen können ihrer Arbeit nicht nachgehen, Güterverkehr findet nicht statt usw. Der Ärger und die Not sind bei vielen Menschen groß und das Verständnis schwindet immer mehr. Ich habe eine große Sorge. Auch auf diesem Weg wird Demokratie ausgehebelt, nach dem Motto: „Wir haben eine schwache Regierung, also lasst uns alles ausreizen.“ Dabei weiß jeder, dass eine Gesellschaft so nicht funktionieren kann. Und wenn plötzlich alle Berufsgruppen nur ihre Maximalforderungen durchsetzen wollten, käme unser Land sehr schnell zum Erliegen. Wenn bei Protesten und Streiks immer wieder von „lahmlegen“ die Rede ist, werde ich sehr wach: Geht es vielleicht gar nicht mehr um die Lokführer oder andere Berufe? Ist vielleicht genau dies die Absicht, „unser Land lahmzulegen“? Und weiß man wirklich noch, was man hier tut?

Wolfgang Hubert, Scheyern, 25.01.2024

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