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Wer hat noch erlebt, ...

... was vor 80 Jahren begann? Die Vergesslichkeit der Menschheit ist so groß, dass sie verdrängt, was der Faschismus über die Völker gebracht hat. Schon Thälmann warnte: »Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!« Das Ergebnis: 6 Millionen Juden vergast, 60 Millionen Tote aus vielen Ländern auf den Schlachtfeldern, durch Bombenangriff und Verfolgung! Trotzdem kamen die Nazis an die Macht, wohlgemerkt mit Hilfe der Konzerne, mit der »Redekunst« eines Goebbels und mit der Glorifizierung des »Führers«. Es herrschte zudem große Arbeitslosigkeit, die das Ihre zur Machtergreifung Hitlers beitrug. Die Menschen erhofften sich durch seine Versprechungen »Keiner soll hungern und frieren!« ein besseres Leben. Dass es Millionen und Abermillionen das Leben kostete, das wissen wir inzwischen, aber wir vergessen es! Und nun zu den Nachfolgern dieses Rattenfängers: Auch wenn die Ampel Fehler macht, man kann nicht 16 Jahre Tatenlosigkeit mit einem unüberlegten Hauruck verändern. Aber noch haben wir eine Demokratie – und die ist durch die AfD in Gefahr! Die AfD ist kein Ostprodukt, sie wurde aus den alten Bundesländern importiert (Höcke zum Beispiel ist Hesse). Ihre Parolen fielen hier auf fruchtbaren Boden, weil die Treuhand Tabula rasa gemacht hatte und gerade in Mitteldeutschland fast alle Betriebe für eine D-Mark verramscht hatte. Fazit: Tausende von Arbeitslosen, die ihre Existenz und den Sinn ihres Lebens verloren hatten. Fast die gleiche Situation wie damals. Die Läden waren zwar übervoll, aber mit Arbeitslosengeld kommt man nicht weit. Man hat uns das westdeutsche System übergestülpt – nun seht zu, wie ihr damit zurecht kommt! Von der DDR wurden nur das Sandmännchen und der grüne Pfeil übernommen. Man hätte sich zum Beispiel an unserem Bildungssystem orientieren sollen, dann könnten alle Kinder ab spätestens zweiter Klasse fließend lesen. Siehe Finnland! Frau Merkel ist in unsere Schulen gegangen, hat hier Abitur gemacht und studiert, aber sie hat nicht einen Finger gerührt, wenigstens etwas davon einzubringen. Westdeutsche Medien und auch Bürger erklärten uns, wie schlecht es uns gegangen war und wie faul wir gewesen waren als DDR-Bürger – da baut sich ein Minderwertigkeits- oder Trotzgefühl auf und in diese Bresche springt die AfD, kritisiert alles, was nicht gut gelaufen ist, vor allem die Flüchtlingsfrage, hat aber auf kein Problem eine lösbare Antwort. Leider fällt diese Verfahrensweise der AfD auf fruchtbaren Boden bei vielen Menschen, die das Ende nicht bedenken. Wer Goebbels Reden gesehen und gehört hat, wem fällt nicht sofort die Ähnlichkeit mit einem AfD-Führer in Thüringen auf? Herr Höcke, ihm fehlt nur der Klumpfuß, aber sein Geschrei und seine Wortwahl ist fast synchron mit der des Reichspropagandaministers. Lasst die AfD nicht groß werden, damit sie nicht die Demokratie und schließlich uns alle verschlingt! Wie sagte schon Brecht: »Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.«

Christa Bartelt, Graal-Müritz, 24.01.2024

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