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Typisch deutsch?

Antwort auf den Leserbrief "Typisch deutsch" vom 13.01.2024

Wenn beklagt wird, dass es eine Kampagne gegen die AfD ist, dass es scheinheilig sei, ein Verbot dieser rechtsextremen Partei anzustrengen, dass Demokratie derlei doch aushalten müsse, dass es kein Verbot geben solle, weil uns etwas nicht passt, dass diese Partei doch immerhin demokratisch gewählt worden sei, ... der muss sich fragen lassen, ob er denn noch bei Troste ist. Denn es ist durchaus nicht immer so, nicht zu sündigen, wenn man schläft. Denn die größte Sünde war schon einmal, die Möglichkeit sehenden Auges zu verpassen, etwas im demokratischen Mantel und Schafspelz zu verhindern, was nicht demokratisch gesinnt ist. Wenn Wannsee 2.0 passiert, wenn von millionenfacher „Remigration“ (es geht gewiss noch zynischer) die Rede ist, wenn AfD-Funktionäre und andere Rechtsextreme beraten, wie sie Menschen vertreiben können, diese zwar nicht nach Madagaskar aber nach Nordafrika verbringen wollen, wenn nach Bekanntwerden geleugnet, relativiert, verharmlost und gelogen wird, weil man sich ertappt fühlt, wenn Antidemokraten nach Demokratie rufen, die sie abschaffen wollen, … dann ist es höchste Zeit, den Finger auf die Wunde zu legen. Wenn wir nicht aus unserer furchtbaren Geschichte lernen, es immer noch möglich ist, dass Menschenfeinde Macht bekommen und Wannsee 2.0 dann auch umgesetzt wird, dem ist nicht zu helfen. Denn auch die NSDAP kam einst über demokratische Schleichwege an die Macht, um Demokratie abzuschaffen und die Pläne einer Diktatur umzusetzen. Solche Demokratiefeinde zu tolerieren, bedeutet, Toleranz zu beseitigen. Wenn die Toleranten die Intoleranten dulden, wird es bald keine Toleranten mehr geben. Dann haben wir, was man nicht mehr für möglich hielt: eine Diktatur. Dann wird wahr, was man wohl nicht zufällig nur wenige Kilometer von jener Wannsee-Villa schonmal besprochen hat. Denn wenn solche Leute erstmal die Macht haben, werden sie ihre Pläne umsetzen. Die Geschichte sollte uns lehren, dass selbst das Unvorstellbare möglich werden kann. … Nur dann ist es zu spät. … Typisch deutsch? ... Noch ist es nicht zu spät!

Haiko Hoffmann, Schwerin, 17.01.2024

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