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Atemberaubendes Afrika

Der Grimmener Dozent Frank Weitzer hielt vor 74 Afrika-Fans der Seniorenakademie Stralsund und denen, die es werden wollen, einen hochinteressanten Vortrag über die weltweit größte Nashornumsiedlung in Afrika, die er fotografisch begleiten durfte. In seiner von 2010 bis 2019 dauernden Tätigkeit als Ranger und Wildnisführer erlebte er schon die Umsiedlung von Elefanten. In Afrika leben Spitz- und Breitmaulnashörner. Letztere werden gerne als „Rasenmäher“ bezeichnet. Die Spitzmäuler sind Einzelgänger, ernähren sich von Blättern und Zweigen, sind super anpassungsfähig und vor allem in Namibia weit verbreitert. Die Hörner sind das Verhängnis dieser Tiere, denn in der traditionellen asiatischen Medizin (besonders in China) wird das Hornmaterial, was eigentlich nichts anderes ist als das unserer Fingernägel, heiß begehrt, und die Wilderer wollen am dicken Kuchen beteiligt sein. Auf dem „Markt“ wird das Kilo Hornmasse mit bis zu 55.00 Dollar gehandelt. Offiziell wird sehr viel Mühe aufgewandt, die Art zu erhalten. Mit den Hörnern graben die Dickhäuter u.a. nach Wasser. Der Referent schilderte, unterlegt mit atemberaubenden Bildern und Videos, die Umsetzung von 16 Breitmäulern aus Südafrika in den Garamba-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo, die vom 03. bis 09. Juni 2023 erfolgte. Der Ablauf innerhalb von 4 Tagen mit acht Tieren mit Schwerlaster und Flugzeug über vier Tausend Kilometer Entfernung setzt voraus, dass das von einem hochqualifizierten Team durchgeführt wird, um die Tiere so wenig wie möglich zu stressen. Dieser Umsetzung gingen in den Jahren von 2006 bis 2021 schon mehrere solcher Aktionen voraus, insofern waren die Teams eingespielt. Die Umsetzung erfolgte zum Schutz der Tiere und zum Zweck der Stärkung und weiteren Gesundung des Ökosystems dieses Nationalparks. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die Rhinos bei der dortigen Bevölkerung eine große Rolle spielen, da sie die Menschen, so ist zumindest deren Glaube, mit den Ahnengeistern verbinden und so Frieden schaffen. Man mag jetzt meinen, dass die Dickhäuter sich so etwas einfach nicht gefallen lassen und aggressiv reagieren. Aber weit gefehlt. Mit einer wohldosierten Sedierung und verbundenen Augen lassen sich die Tiere problemlos führen. Mit den in ihr völlig nervenfreies Horn (Nägel schneiden tut uns ja auch nicht weh) eingesetzten Sendern, denen oben sogar noch eine Antenne herausschaut, sind sie immer beobachtbar, was für Ranger, Wildhüter und Wissenschaftler zwecks Kontrolle und Entwicklung des Bestandes eine wichtige Rolle spielt. Die von Frank Weitzer begleitete Umsiedlung der 16 Rhinos (je Flugzeug acht) war ein grandioser Erfolg, zeigten sich die Tiere doch nach ihrer „Freilassung“ sehr zufrieden. Für ihn selbst war nach diesem Abenteuer der Unterricht in Grimmen wie das Eintauchen in eine völlig andere Welt. Die Anwesenden dankten ihm seinen Vortrag mit langanhaltendem und herzlichem Beifall. Alle freuen sich schon auf seinen nächsten Besuch in unserer Akademie. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie Stralsund

Wolfgang Mengel, Stralsund, 27.11.2023

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