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Aprilscherz?

Grunderbe von 20.000 Euro als Einmalzahlung für jeden, der volljährig wird. Das war ein Vorschlag, der ursprünglich vom Ostbeauftragten der Bundesregierung (SPD) stammen soll und den laut Bericht einer Rostocker Tageszeitung, die SPD in MV aufgegriffen und thematisiert hat. Ursprünglich hatte ich davon schon im Internet gelesen und das Ganze für einen Fake oder einen verfrühten Aprilscherz gehalten. Aber jetzt, da der Text auch in der Tagespresse erschien, ist der Vorschlag wohl doch als eine ernst gemeinte sozialpolitische Forderung oder Idee zu betrachten. Stark! Besonders interessant war die Begründung in der Presse: »Dabei geht es darum, dass jeder beim Eintritt ins Erwachsenenalter mit einem fest angelegten Vermögen von 20.000 Euro startet, das Altersarmut verhindern soll.« Ja, ich befürchte nur, dass das Geld vom 18. Lebensjahr bis hin zur Rente nicht reicht und dass zur Verhinderung von Altersarmut ganz andere Maßnahmen und Faktoren notwendig sind, angefangen bei Bildung für alle und Chancengleichheit im Beruf. Aber letztendlich liegt es doch immer auch daran, was jeder aus seinen Möglichkeiten macht und mit welchem Ehrgeiz er seine Ziele verfolgt, gerade in jungen Jahren. Ich habe mich einmal bei Jung und Alt umgehört und verstanden, dass 20.000 Euro für viele ein Vermögen bedeutet, welches sie selbst bisher nicht zurücklegen oder sparen konnten. Viele von den »Alten« sagten sogar, dass sie vermutlich »nie« eine solche Summe auf ihrem Konto haben werden, obwohl sie neben der Rente auch noch arbeiten. Und dann denke ich an die über 960 Tafeln in Deutschland und bin mir sicher, dass es den dort betreuten Kunden ähnlich geht. Wie also kommt die Politik darauf, arbeitsfähigen jungen Menschen im Alter von 18 Jahren so ein großzügiges »mühefreies« Vermögen von 20.000 Euro geben zu wollen, während Tausende unter der Armutsgrenze leben müssen, Flaschen sammeln, viele nach einem langen Arbeitsleben? Ich denke, das Geld wäre viel sinnvoller für Bildung in Schulen und Kitas und deren Ausstattung angelegt, um die Kids in die Lage zu versetzen, dass sie, auch ohne finanzielle staatliche Starthilfe, den Weg ins Erwachsenenleben finden und gut vorbereitet sind.  

Anonym., Rostock (Name dem Verlag bekannt), 19.10.2023

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