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Läuschen un Rimels

Renate Drefahl in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Fördervereins Reuter-Museen hielt vor 69 Reuterfans einen Vortrag zu seinen Werken in Platt. 1856 entstand als erste größere Prosaarbeit der Roman über seine Vaterstadt Stavenhagen, den er in Hochdeutsch schrieb. Darin schildert er die Erlebnisse seiner Kindheit in dem kleinen mecklenburgischen Städtchen mit seinen Sehenswürdigkeiten und überaus liebenswerten Einwohnern. „De Urgeschicht von Meckelnborg“ bezeichnet Reuter selbst als sein plattdeutschestes Buch, in dem er mit feinem Spott über die Versuche seiner Zeitgenossen erzählt, die Geschichte Mecklenburgs und seiner Bewohner zum Urbild der Menschheit zu erheben. Mecklenburg als Wiege der Menschheit! Kapitel 1 hatte eine besondere Popularität: „As uns´ Herrgott de Welt erschaffen ded, fung hei bi Meckelnborg an un tworsten von de Ostseesid her un makte dat eigenhändig farig, up de ein Sid bet Ratzeborg un Swerin, up de anner Sid bet Stemhagen un Bramborg, un wis´te sin heiligen Engel, wo´t makt warden müßt ….“. Adam und Eva tummeln sich dabei im Paradies, das in Krakow am See liegt. 1853 erschienen im Selbstverlag die „Läuschen un Rimels“, plattdeutsche Gedichte heiteren Inhalts in mecklenburgisch-vorpommerscher Mundart. Zur 1. Auflage stellte Reuter voran: „Wer´t mag, dei mag´t, un wer´t nich mag, dei mag´t jo woll nich moegen.“ Dazu gehören z.B. „De Wedd“ – „De Bäcker Swenn, de sitt in sine Stuw´, un hött sin Tweiback un sin Kringel, dunn kamen tau em rin twei lange Slüngel: ´Oh, Meister, bring´n S´doch mal uns swinn för uns en gaudes Frühstück rin!´“ Oder: „Wat wull de Kirl?“ „Ne, Fiken, denk di, wo´t mi gung! As´t gistern an tau schummern fung, dum gah ick hen nah´n Water halen, un as ick kam nah unsen sod, dunn steiht en Kirl dor rank un grot un smuk von Kopp betu p de Salen ….“. Ein weiteres Beispiel sei: „Hanne Nüte un de lütte Pudel“. De Läuschen un Rimels waren für Reuter der Ausgangspunkt für sein weiteres Schaffen, und im Ansatz wird Manches sichtbar, was sein Werk kennzeichnet: Der Humor, der bei ihm stets in nächster Nähe des Grobkomischen bleiben wird, und die Situationskomik. In „Kein Hüsung“ (1857) erzählt er von der schwangeren Mariken und ihrem Freund Jehann, für die der Gutsbesitzer nicht bereit ist, ihnen Obdach zu gewähren. Jehann erschlägt ihn und flieht nach Amerika. Aufgrund dessen geht Mariken nach der Entbindung ins Wasser. Den Sohn holt der Vater später nach Amerika. Nicht zu vergessen sind Reuters Werke „Ut de Franzosentid“ (1859), „Ut mine Stromtid“ (1862) und „Ut mine Festungstid“ (1863). Mit einem Reim beendete Renate Drefahl ihren Vortag, und die Anwesenden dankten es ihr mit herzlichem Beifall. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie

Wolfgang Mengel, Stralsund, 12.10.2023

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