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< Zurück zur ÜbersichtDe Sprütt
Nülich müsst ich einst int Krankenhus. Mit nu fast nägen un achzich Johr mösst eenfach dormit recken. Hüt is dat je väl anners in de Krankenhüs, as dunnemals in de DDR von`n oll Honecker. Anners, häv ick secht. Hüt hemm se dat je mierstens mit de KI, de künstliche Plü, as mien Fründ Lothar Borbe so plietsch seggen deiht. Un so sühst du sonn richtgen Dockter ok blos ror, denn de sitten all vör ehre Computers un hämm di dor up ehre Schirms. Irst wenn sei di utlaten, un du dienen Breif för den`n Husdockter häst, kannst an de välen Ünnerschriften seihn, weggerein all an di verdeint hätt. Dat sünd denn de Stationsarzt, de Oberarzt, der leitende Oberarzt und der Chefarzt. Männigmal is ok een Assistenzarzt dorbie. De Arbeet an`n Mann awer, orrer an de Fru, dat maken de Praktikanten, de mau betahlt warn un allns weiten un können möten. Un dat daun se ok, mierstens jedenfalls. Wi legen to viert im Timmer, twe up jede Siet. Mien Beddnawer links wier woll een ollen Meckelbörger, ick markte dat an sein Utspraak. Wenn hei Hochdütsch räden deh, un datt müsst hei jo hier, denn klüng dat miehr na Missingsch, as na Dütsch, un mit dat mir un dat mich keem hei ok nich so richtig klor. Ich harr mien Freud an sien Räd. Een Nåmiddach keem nu ne Praktikanten tau em un zacharellte lut, hei süll woll ne Sprütt kriegen. Sei verklorte em dat worüm un wotau und woanz dat nu apploopen würd. Ehr Utspraak na tau urdeelen, wier sei ok nich von hier. Me dücht, so bi Baden-Württemberg, orrer so, denn ehr Hochdütsch klüng gestelzt, dat wär nich ehr Mudderspraak wäst. „Legen sie sich mal auf die Seite“ wiest sei em an, un hei däh dat ok, wieldess sei de Sprütt uptrecken deh . Hei harr awer sien Büx nich daaltreckt. Viellicht vergetten, viellicht schanierlich, ich weit dat nich. Ich harr dei Saak betto ok nich verfolcht, denn mien Blick güng mier tau ehr schönet Gatt, datt direkt vör miene Näs stünn. As sei nu fahrig wier, säh sei tau em: „Hose runter“. „Fuurtsens“, säh hei dor up, trög sein Büx daal un höl sienen blanken Noors parat för de Sprütt. Dat Mätten awer sprüng taurüch, as wenn sei von de Tarantel steckt wier un sei föl binahstens up min Bedd. In de rechte Hand höl sei de Sprütt inne Höcht, inne linke Hand denn Wisch för de Desinfektion. Sei schmeet ehren Kopp in`n Nacken, kek na rechts und na links, as wenn sei Hülp söcht, un ehr Näs kruselt sich, as wenn sei wat rüken würd. Awer de Twee up de anner Siet schleepen woll. Dorüm kek sei mi an, un in ehr Ogen wier dat blanke Grugen. Ick künn mien Hoegen schlicht miehr verknusen un säh tau ehr: „Ich muss hier wohl mal dolmetschen. ´Fuurtsens´ ist Niederdeutsch, ein Adverb, und heiß auf Hochdeutsch ´sofort´. Als sie ihn aufgefordert haben, die Hose herunter zu ziehen, hat er mit ´fuurtsens´ korrekt geantwortet. Was sie meinen, gehört zu haben, ist ein Verb, oder auch ein Substantiv. Es schreibt sich außerdem anders. Zum Beispiel fuurtsens furzen heißt dann: sofort Pupsen.“ Sei kek mi an, as wenn ick von`n Maan kem. Dreihte sik üm, haute de Sprütt in den Noors bie`n Nawer, un wech wier sei. Ick häv sei nich wedder seihn. Dat wier ehr woll pienlich west. Ick kann mi hüt noch doröwer hoegen. Awer du sühst, richtich Dütsch is nich allns und väle Dockters koennen ok nich richtich Dütsch. Viellicht soellten wi uns up Inglisch einigen. Orrer up Arabisch, orrer Urdu. Dat givt dat jo hüt ok all in M/V. Un nu kümmst du.
Joachim Rudek, Rostock, 31.07.2023