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Spielkartengeschichte

Spielkartengeschichte Wilfried Kaschel, seines Zeichens Spielkartensammler und Erforscher der Geschichte der Spielkartenproduktion, hielt vor 61 Interessenten der Seniorenakademie 55 plus Stralsund einen mit sehr gutem Bildmaterial unterlegten Vortrag zum Thema „Spurensuche – Geschichte der Spielkartenfabriken in Stralsund 1765 bis 1931 und Fortführung in Altenburg bis heute“. Die ersten Kartenspiele überhaupt tauchten schon sehr frühzeitig in Ostasien auf, in China bereits vor Christi. 1509 wurde erstmalig ein Kartenmacher in Altenburg erwähnt. 1765 gründete Johann Kasper Kern seine Fabrik in Stralsund, aus der später (1872) die Vereinigten Stralsunder Spielkartenfabriken hervorgingen. 1832 wurde die Altenburger Spielkartenfabrik durch die Gebrüder Bechstein gegründet. In vielen kleinen Fabriken (Heilgeist-, Mühlen-, Ossenreyer-, Baden- und Tribseer Straße) wurden Spielkarten hergestellt, darunter allerdings nur ein Spiel für Kinder. Die bekanntesten Hersteller waren nach Kern dann G. F. Schlüter, Familie von der Osten, C. L. von Zansen, L. Heidborn, G. F. Diekelmann, Theodor und Fritz Wegner. Die Stralsunder Fabriken waren die größten in Europa und produzierten auch für den Export. 1907 wurden 3,34 Millionnen Spielkarten hergestellt, 1913 waren 235 Arbeiter beschäftigt. 1931 wurde auf Grund der Stralsunder baulichen Enge die Produktion aufgegeben und der Hauptsitz der Firma in die Skatstadt Altenburg verlegt. Skatstadt deshalb, weil das Spiel nicht in Böhmen, sondern zwischen 1810 und 1820 in Altenburg erfunden wurde. Die inzwischen entstandene „Vereinigte Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken A.G., Altenburg“ (Kurzform ASS AG) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und demontiert, aber schon im Mai 1946 nahm die Spielkartenfabrik Altenburg als landeseigener Betrieb (Thüringen) die Produktion wieder auf. Seit 2002 gehört Altenburg zum belgischen Spielkartenhersteller Cartamundi. Beim französischen Blatt des vor allem bei den Männern beliebten Spiels symbolisiert „Kreuz“ als ein dreiblättriges Kleeblatt den Bauernstand, „Pik“ als Lanzenspitze den Adel, „Herz“ die Güte der Geistlichkeit und „Karo“ einen roten Pflasterstein. Der Kreuzkönig ist Alexander dem Großen gewidmet. Nachdem in Stralsund über 150 Jahre lang Spielkarten für die ganze Welt hergestellt wurden, hat der Verein Jugendkunst e. V., inspiriert von der imposanten Geschichte der Stralsunder Spielkartenmacher, 2009 im Speicher am Katharinenberg 35 eine Museumswerkstatt gegründet. Hier kann man beobachten, aber auch selbst aktiv werden, wie an historischen Druckmaschinen Spielkarten angefertigt werden. Natürlich können auch Blätter mit geschichtsträchtigen Bildern erworben werden. Das Publikum dankte Wilfried Kaschel für seinen Vortrag. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie

Wolfgang Mengel, Stralsund, 11.05.2023

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