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Zur Wochenkrippe

Das Thema »Abgegeben« beschäftigte mich in den letzten Tagen nicht ohne Verärgerung. Da forscht eine Expertengruppe der Universität in Rostock um herauszufinden, an welchen psychischen Schäden diejenigen heute noch leiden, die als Kinder in den Wochenkrippen der DDR »abgegeben« wurden. Haben wir keine anderen wichtigen Forschungsthemen? Wie viel Geld für diesen Schwachsinn aus dem Staatshaushalt, sprich von unseren Steuergeldern verwendet wird, das hat man uns bisher verschwiegen. Eigentlich müsste ich ein schlechtes Gewissen haben, denn eine meiner Töchter habe ich auch in eine Wochenkrippe gebracht. Selbstverständlich habe ich sie jetzt gefragt, ob sie noch Erinnerung an die ersten drei Jahre ihres Lebens hat. Sie hat das verneint und meine Frage nicht ernst genommen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Leiterin und deren Mitarbeiterinnen der Krippe des damaligen Fischkombinates in Rostock, wie sie liebevoll und verantwortungsbewusst mit den Kindern umgegangen sind. Und ich bin mit einem guten Gewissen in die Schule gegangen und habe mich bemüht, einen anspruchsvollen Unterricht für meine Schüler zu gestalten. Was will man eigentlich mit diesem Unsinn erreichen? Es hört wohl noch lange nicht auf, immer wieder neue Themen zu finden, um alles in der ehemaligen DDR schlecht zu machen. Aber ich will mal nicht so böse sein, sondern den Forschungsexperten noch Themen vorschlagen, die man analysieren kann, um herauszufinden, warum viele Mitmenschen im Osten so sind wie sie heute sind. 1. Drei Wochen Aufenthalt während der Sommerferien in Ferienlagern der volkseigenen Betriebe. 2. Welche Auswirkungen hatten die Gesetze der Pionierorganisation auf die charakterliche Entwicklung der Schüler? 3. Wie schadhaft war der Unterricht in der sozialistischen Produktion für die Einstellung zur Arbeit, bis heute?

Brigitte Schneider, Warnemünde, 09.03.2023

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