Leserbriefe lesen

Miteinander

Fast allen ehemaligen DDR-Bürgern ist der Schriftsteller und Dramaturg Kurt Barthel bekannt. Wenn ich in meinen Bücherschrank schaue, finde ich noch viele Gedichte und Schriften von ihm. In einem alten Geburtstagskalender aus dem Jahr 2001 steht beim 20. Februar der Name Ruth Barthel. Das war die Frau von Kuba, die sich keineswegs mit dem Ruhm ihres Mannes geschmückt hat, sondern sich in Warnemünde viele Jahre ehrenamtlich engagierte. In diesem Jahr wäre Ruthchen, wie sie liebe- und achtungsvoll genannt wurde, 100 Jahre alt geworden. Ich erinnere mich sehr gern an sie, denn sie war bei unserem Kennenlernen Ortsgruppenvorsitzende der Volkssolidarität und hat mich davon überzeugt, aktiv mitzuarbeiten. Unmittelbar nach der gesellschaftlichen Wende in der DDR setzte sie sich gemeinsam mit dem Pfarrer Grund und anderen couragierten Warnemündern dafür ein, dass in der Schillerstraße ein Pflegeheim und Sozialwohnungen gebaut wurden. Ihr Name sollte nicht vergessen werden. Ich habe sehr viel von ihr gelernt, zum Beispiel wie man mit älteren, einsamen, kranken und sozialschwachen Mitmenschen umgeht, wie man ihnen hilft, miteinander Schönes zu erleben und gemeinsam und nicht einsam zu sein. Frau Barthel war eine beliebte Persönlichkeit, die ein Stück Geschichte in Warnemünde mitgeschrieben hat. Sie starb am 19. Juli 2001. Ich habe auf ihre Bitte den Ortsgruppenvorsitz übernommen bis ich 2022 in die zweite Reihe getreten bin. Die Erinnerung an Ruthchen verbinde ich selbstverständlich auch damit, allen ehemaligen und derzeitigen Ehrenamtlern in der VS zu danken für ihre akti­ve und zuverlässige Arbeit. Wir habe­n in Warnemünde noch circa 210 Mitglieder, mehrheitlich ältere Bürger. Ich wünsche und hoffe, dass wieder Jüngere zu uns kommen, die auch ein Ehrenamt übernehmen. Ruth Barthel hatte Recht, wenn sie sagte: »Ein Ehrenamt bedeutet nicht nur Arbeit, sondern bereitet auch Freude, insbesondere wenn man die Dankbarkeit derer erlebt, für die man etwas tut.« Ich habe und erlebe es immer wieder, würde aber bald mein Amt weiterreichen, denn ich bin 84 Jahre.

Brigitte Schneider, Warnemünde, 20.02.2023

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.