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< Zurück zur ÜbersichtE.M. Arndt und die Mode
Dr. Gerd Albrecht hielt einen hochinteressanten Vortrag über E.M. Arndt und die Mode. Die trotz Schietwetters erschienenen 84 Interessenten begrüßte (und verabschiedete) er auf Platt. Arndt (1769-1860), auf Rügen geboren, gilt ja als umstrittener Schriftsteller. Er war Historiker, Freiheitskämpfer und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Die Mode im heutigen Sinne spielte im Vortrag nicht vordergründig die oben angedeutete Rolle, sieht man davon ab, dass Arndt ob seiner Anzugsordnung in seiner Stralsunder Gymnasialzeit im Katharinenkloster (1787-1789) als „Krähe vom Dorf“ bezeichnet wurde, er aber auch später, wie viele andere, den Gehrock trug. „Mode“ ist hier zu verstehen, wie er die Probleme seiner Zeit spiegelte. Arndts Vater kaufte sich selbst von der Leibeigenschaft frei, und sein Sohn kämpfte in seiner Schrift „Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen“ um deren Aufhebung. In seiner vierteiligen Schrift „Geist der Zeit“ rief er u.a. zum Widerstand gegen die Napoleonische Besatzung auf. Dr. Albrecht betonte, dass Arndt als großer Kenner der Franzosen nichts gegen sie als Menschen hatte. Er protestierte gegen das Überstülpen der französischen Kultur auf die besetzten Gebiete. Arndt strebte nach größtmöglicher Freiheit im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie. So wurde er ja auch später Abgeordneter der Frankfurter NV. Er setzte sich vehement nach dem Befreiungskrieg für die Umsetzung der Preußischen Reformen ein, u.a. ganz besonders für Sprache und Bildung. Dazu sagte er selbst: „Ein geistigeres und innigeres Element als die Sprache hat ein Volk nicht. Will also ein Volk nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts so sehr zu wachen, als daß ihm seine Sprache nicht verdorben und zerstört werde.“ Oder: „Wer seine Sprache nicht achtet und liebt, kann auch sein Volk nicht achten und lieben.“ Arndt hat in seinen Schriften sehr das Nationale betont, u.a. sagte er dazu: „Alle Völker ohne Ausnahme werden mehr durch Sitten und Gebräuche als durch Gesetze und Gebote regiert. Je mehr ein Volk lebendige Sitten und Gebräuche hat, desto weniger bedarf es der Gesetze.“ Arndt hat mit seinen Werken auf die sozialen und politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit (Mode = Geist der Zeit) aufmerksam gemacht. Sein langes Leben spiegelt die vielen Veränderungen beim Übergang von der ständischen zur modernen Welt wider. Dr. Albrecht ist es sehr gut gelungen, das den Anwesenden anschaulich darzustellen. Dafür wurde ihm herzlich gedankt. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 07.02.2023