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Ein Dorf wird zerstört in der Oase des Glücks

Was sich in Upahl abspielt, ist unfassbar. Da wird einfach, über die Köpfe der Bewohner hinweg, von Politikern in Regierungsverantwortung - und ja sie wurden gewählt - ein Dorf in eine quasi 1 (Dorfbewohner) zu 1 (Asylbewerber) Situation gebracht. Alles, was sie sich aufgebaut haben, ihre Sicherheit und das ihrer Kinder, ihre Zukunft, einfach mit einem Federstrich, so begründen es die Bewohner gut und nachvollziehbar, zur Disposition gestellt. Und dann sehen sich diese Menschen, die sich dagegen wehren, auch noch einer politischen und medialen Diffamierung, zumindest was die deutsche Berichterstattung anbelangt, ausgesetzt. Die Politiker, die das Unfassbare zu verantworten haben, eilen herbei, um sich moralisch erhaben zu ergießen. Hernach kehren sie zurück in ihre luxuriösen Villen oder schicken, großen Lofts, weit ab von sozialen Brennpunkvierteln, um sich über das „pöbelnde Volk“ aufzuregen. Sobald sie in ihren schicken, ruhigen Wohnvierteln auch nur das Gefühl, ja einen Hauch einer Bedrohung für sich und ihre Kinder verspüren, werden Sicherheitskräfte vor die Haustür gestellt. Soweit, so gut? Ich möchte hier keinen Sozialneid schüren. Es sei ihnen gegönnt, den „Guten und moralisch Erhabenen“, den demokratisch Gewählten, das Leben in der Oase des Glücks. Aber irgendwie erinnert mich die Arroganz und Ignoranz dieser Politiker doch schon sehr an Marie-Antoinette. Man ordnet Marie-Antoinette in Bezug auf das Wissen über eine furchtbare Hungersnot im Land die berühmten Sätze zu: „Das Volk hat kein Brot? Dann soll es doch Kuchen essen.“ Es war die Zeit des Beginns der Französischen Revolution. Und man sagt sich auch, der französische König, der „Erhabene“, habe den Beginn der Französischen Revolution verschlafen. Er lag im Bett und schlief, als der „Sturm auf die Bastille“ erfolgte. So sehr haben die „Erhabenen“ die Zeichen der Zeit in ihrer maßlosen Arroganz und Ignoranz nicht gesehen. Und man musste den König wecken und er fragte: „Was ist denn los? Ist es eine Revolte?“. Und man antwortete ihm: „Nein. Eure Majestät, es ist eine Revolution.“ Wird man unseren Innenminister und den Landrat wecken müssen und sie werden fragen: „Was ist denn los, ist es das pöbelnde Volk?“ Und man wird ihnen antworten: „Nein Eure Majestäten, es sind Ihre Wähler.“ Ist Upahl eine Art „Sturm auf die Bastille“? Der Beginn einer Art Revolution, des sich Wehrens zur Wiedererlangung einer stabilen Demokratie, Freiheit, Frieden und Sicherheit? In unserer modernen Welt in MV passiert eine "Revolution", wenn sie denn kommen sollte, nicht mehr gewaltsam auf den Straßen, sondern friedlich an der Wahlurne, versprochen.

Marion Sönnichsen, Schwerin, 06.02.2023

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