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Der Arzt als Tod?

Der Deutsche Bundestag hat mit der Mehrheit der Koalition das umstrittene Triagegesetz beschlossen. Das bedeutet im Klartext, dass die Ärzte im Falle einer Überbelegung von Intensivbetten entscheiden müssen, wer versorgt wird und wer sein Bett räumen und damit sterben muss. Im Kontext zu den Bestrebungen der Regierung und der Länder, ausKostengründen immer mehr Krankenhäuser zu schließen und Gesundheitsfabriken zu schaffen, ist so ein Gesetz geradezu unmenschlich. Wir hätten genügend Geld in Deutschland, wenn es nicht milliardenweise für Rüstung und Kriegsunterstützung ausgegeben werden würde. Aber dieses Gesetz hat auch eine ungeheure ethisch/moralische Konsequenz. Ich möchte nicht der Arzt sein, der über Leben und Tod entscheiden muss, weil ihn ein unmenschlichen Gesetz dazu zwingt. Schließlich hat er einmal geschworen, zu heilen und zu retten, ohne Ansehen der Person. Wie soll er mit dieser Entscheidung leben, wie vor sich selber rechtfertigen? Die Konzentration von Spezialbehandlungen und bestimmten OP ist sicher nicht verkehrt, aber Krankenhäuser und Intensivbetten zu schließen und damit per Gesetz Menschen sterben zu lassen, wo es sich nicht mehr lohnt, sie weiterhin zu behandeln, das ist Zynismus in Reinkultur und erinnert sehr an berüchtigte Selektionsverfahren.

Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 12.11.2022

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