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Rosengarten

Gut eine Woche ist es her, dass im Rosengarten der beliebte Bürgerbrunch stattfand. Als Begründung, wieso es in diesem Jahr hier und nicht am Uni-Platz durchgeführt wurde, war in einer Tageszeitung zu lesen: »Weil der Park ab Herbst umgestaltet wird, stellt ihn die Hansestadt für Rostocks größtes Picknick zur Verfügung«. »Weil der Park ab Herbst umgestaltet wird«, wieso hört sich das für mich fast wie eine Drohung an? Vielleicht, weil ich, wie viele andere Rostocker finde, dass der Park so, wie er ist, toll aussieht. Vielleicht denke ich aber auch an die »gärtnerische Meisterleistung« am Kanonsberg oder es fällt mir die Umgestaltung in den Wallanlagen ein. Ich meine, irgendwann im Zusammenhang mit dem Rosengarten auch gelesen zu haben, dass die »denkmalpflegerische Zielstellung für die Umgestaltung ist, die Qualität aus der Zeit um 1912 anzustreben«, finde aber, dass Rostock eine moderne Stadt mit modernen neuen Häusern ist, die gerade hier, seitlich an den Rosengarten angrenzen. Deshalb empfinde ich es als völlig unnötig, einen Park, der sich im Laufe der Jahre entwickelt hat und der auch bisher als Denkmal galt, plötzlich wieder in seinen Zustand aus der Zeit um 1912 zu versetzen. Ich habe eher den Verdacht, dass sich aufgrund genau dieser Neubauten in der August-Bebel-Straße, die ja doch ziemlich dicht am Rosengarten stehen, einige dringende Veränderungen an der Grenze erforderlich machen, damit den Wohnungen mit Blick auf den Park, ausreichend Abstand gewährt und auch den Wohneinheiten in den unteren Etagen mehr Licht verschafft wird. Die geplante Umgestaltung kommt zumindest so ziemlich zu dem Zeitpunkt, wenn die Mieter einziehen sollen. Somit müssen natürlich Büsche und Bäume, die in Jahrzehnten als Wildwuchs zwischen Rosengarten und Baugebiet entstanden sind, entfernt werden. Sie stehen einfach zu dicht an den Häusern und verdunkeln die Räume. Dass auch die Kronen der Linden im Park um circa fünf bis sechs Meter beschnitten werden sollen, damit kann und will ich mich noch nicht abfinden. Aber auch das macht natürlich Sinn, wenn man es unter diesem Aspekt betrachtet. Trotzdem macht es mich traurig und wütend, dass die Bäume derart gestutzt werden sollen. Vermutlich werden sie dann auch zukünftig auf diesem Höhenverschnitt bleiben. Wie der Rosengarten dann wohl aussieht? Ich finde es schon sehr schade, dass immer wieder Grünanlagen in der Innenstadt umgestaltet werden, mit oft zweifelhaftem Ergebnis, wie Kanonsberg und Wallanlagen zeigen, die zwar die richtigen Sichtachsen aufweisen, aber sonst ziemlich kahl und ausgedünnt sind. Vielleicht sehen es andere Rostocker ja genauso.

Anonym., Rostock (Name dem Verlag bekannt), 30.06.2022

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