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Verfehlte Energiepolitik

Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine steht derzeit die energetischen Versorgung sowohl der Wirtschaft als auch des Bürgers allgemein im Mittelpunkt der politischen Diskussionen. Weitgehender Ersatz der fossilen Brennstoffe Erdöl und Erdgas durch „erneuerbare Energien“ Sonne und Wind, ist die von Wirtschaftsminister Habeck ausgegebene Devise, und die Medien aller Couleur schließen sich diesem Mainstream zu Haufe an. Die Ziele der Bundesregierung klingen gut und sind ambitioniert, bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein und bei der Erzeugung von Wärme auf fossile Energieträger verzichten. Aber wenden wir uns einmal einem allgemein als „Strom“ bezeichneten Energiesektor zu, bei dem die Anteile der mit Kohle oder Erdgas betriebenen Herstellung durch „erneuerbare Energien“ ersetzt werden sollen. Dabei versteht man unter Ersatz lediglich die Umwandlung der Herstellungsart der Energie, denn nach wie vor gilt der physikalische Grundsatz: Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden, sie wandelt sich nur von einer Form in andere Formen um. E=E1 + E2 +…..+ En Die gängige und überwiegende Methode der Herstellung von Elektroenergie ist der Einsatz von Generatoren, die von Wasserkraft, Windenergie oder eben auch von Wärmerzeugern wie Kohle und Erdgas angetrieben werden. Letztere sind es, die nach dem Willen der „Grünen“ von der Ablösung durch einen Windantrieb betroffen sind. Es lohnt sich, ein paar Gedanken über diese These zu verwenden. Diese „Grünen“ Politiker, als Hauptvertreter dieser Theorie suggerieren uns, Wind sei als Energieträger Allgemeingut und ubiquitär vorhanden. Ihn zu nutzen sei einfach ein Gebot der Zeit. Man prognostiziert, bei einer durchschnittlichen Leistung von 5 MW pro Anlage müssten bis 2030 etwa 24.000 neue Windkraftanlagen zur Deckung einer vollen Energieversorgung (Strom, Wärme, Verkehr, Industrie) in Deutschland installiert sein. Doch das ist nach dem physikalischen Gesetz zur Erhaltung der Energie einfach eine Fehleinschätzung und basiert schlicht und ergreifend auf technischen Unverstand. Denn abgesehen von dem weltweit weiter steigenden Energiebedarf ist Wind eben nicht ubiquitär, wird auch von anderen Ländern genutzt werden und ist Bestandteil des gesamten Energiehaushaltes der Erde „E“. Das heißt, wenn wir Wind zur Energieerzeugung nutzen, „verbrauchen“ wir Wind. Das klingt erst einmal etwas eigenartig, Wind zu verbrauchen, aber jeder Segelfreund kennt das in praxi. Der Verbrauchsanteil des Windes an einem Windrad ist messbar. Wenn nun aber Wind im Zuge der Umwandlung zu Elektroenergie „verbraucht“ wird, erheben sich doch zwangsläufig die Fragen, welche Auswirkung hat das auf das Gesamtsystem „E“ ? Welchen Nutzen hat der Wind überhaupt für uns, für die Erde, für das Leben auf ihr, kann man den Windkreislauf im Extremfall verändern, nachhaltig stören? Um diese Fragen zu beantworten, ist ein Rückgriff auf die Meteorologie von Nöten. Den Wind als solchen bezeichnen die Meteorologen als stärkere Luftbewegung in der Erdatmosphäre. Er entsteht hauptsächlich durch Unterschiede in der Luftdruckverteilung, wobei sich Luftteile vom Hochdruckgebiet zum Tiefdruckgebiet bewegen. Der atmosphärische Kreislauf auf der Nordhalbkugel folgt dem planetarischem Windsystem. Dem Polarring (NO-Wind), der Tiefstraße, dem Westwindring ( SW-Wind), dem Subtropenhoch und dem Passatring (NO-Wind). Antriebsmotor ist die Sonne. Aufgrund der Verschiedenheit von Temperatur und Geschwindigkeit der kalten und warmen Luftmassen an der Polarfront, kommt es dort zu Wirbelbildungen und Ausbuchtungen, den Zyklonen, die sich wegen der Erdrotation von West nach Ost bewegen. Sie sind tragend für unsere Witterung, unserem Klima, ohne sie gibt es keinen Wechsel zwischen Trockenphasen und Regen. Grundbedingungen für das Wettergeschehen ist also eine Zirkulation, das Zusammenwirken von Temperatur, Luftdruck und Wind. Wir kennen das an der Küste an dem Wechsel von Land- und Seewinden. Wird jetzt ein Faktor nachhaltig gestört, kommt es zwangsläufig zu Veränderungen der herkömmlichen Abläufe. Es entstehen dann oft so genannte Unwetter. Die sind per se noch nicht klimaschädigend, können aber in der Häufung bereits Indikator eines Klimawandels sein. Zurück zu den Windrädern. Windkraftmaschinen als solche sind seit langem bekannt und in Gebrauch. Wir kennen sie als Windmühlen oder als Wasserpumpen in der Landwirtschaft und zur Entwässerung, vereinzelt auch schon als Erzeuger von elektrischem Strom. Als Energieerzeuger im großen Stil sind sie aber erst seit dem Ausstieg aus dem Kohleabbau interessant. Das politisch gewollte abrupte Ende des Bergbaus hat dabei aus der Not heraus den Schwerpunkt dieser Technologie auf die technische Entwicklung gelegt und die Untersuchungen über die Auswirkungen des großflächigen Einsatzes von Windräder auf das Wettergeschehen völlig übersehen. Wir wissen zum Beispiel nicht, welchen Einfluss große Windparks in der Ostsee auf den für unsere Küste so wichtigen Wechsel zwischen Land- und Seewinden haben. Großflächige Unterbrechungen der wetterbeeinflussenden Luftströmungen an Land lassen mit Sicherheit Temperaturerhöhungen und damit ausgedehntere Trockenperioden erwarten. Das wiederum ist der Stoff, aus dem die Unwetter entstehen. Daraus folgt, neben den bisher bekannten Kritikpunkten beim Einsatz von Windrädern zur Energieerzeugung wie Verschandelung der Umwelt durch Windparks, Störung des Vogelfluges, Schallemissionen usw. sowie das Fehlen jeglicher Recyclingmethode sollte zeitnah mit den bisher fehlenden Untersuchungen zum möglichen Einfluss von konzentrierten Windraftanlagen auf das Wettergeschehen begonnen werden. Sonst gibt es bald ein böses Erwachen für die kommenden Generationen.

Joachim H. Rudek, Rostock, 19.06.2022

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