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Nein zum Imperialismus!

Es mag ja sein, dass viele Perspektiven zu ein- und demselben Sachverhalt möglich sind. Doch wenn die einfachsten Tatsachen, dass ein größenwahnsinniger Diktator, der vor den Augen der Weltöffentlichkeit Wehrlose und Unschuldige tötet, der in Europa ein Nachbarvolk, das sich gegen Luftangriffe so gut wie nicht verteidigen kann, buchstäblich massakriert - wenn das geleugnet, relativiert oder mit dem Vorgehen des ‚Westens‘ anderswo auf der Welt verharmlost oder gar bestritten wird, dann ist jeder sachliche Diskurs zu Ende. Es legitimiert mich nicht, in Nachbars Garten Äpfel zu stehlen, weil mein Nachbar dies praktiziert. So einfach ist das! Und Flüchtlinge stehen nicht aus Vergnügen vor unseren Türen. Das hat Ursachen, die auch mit uns, mit unserem Wirtschaftssystem zu tun haben. Es macht die Herkunft keinen Unterschied, weil es um Menschen geht. Um Menschen mit Würde und Rechten, die unveräußerlich sind. Es sind Gäste, die zu uns kommen. Gäste mit einem Hilfebedarf, denen wir mit Gastfreundschaft zu begegnen haben, wenn wir uns als Menschen ernst nehmen. Zu erwarten ist allerdings auch, dass sich Gäste wie solche benehmen. Das muss man sagen dürfen, ohne in eine politische Ecke gestellt zu werden. Bedauerlich für das Volk der Ukraine ist die Abgabe der Atomwaffen in den 90iger Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie bekamen Sicherheitsgarantien, die nichts wert sind, wie wir heute wissen. Vermutlich werden sie nie welche bekommen, solange Wahnsinnige und Kriegstreiber das Sagen haben. So falsch war der Satz ja nicht, dass Profit die Quelle aller Kriege ist. Am gefährlichsten waren und sind Imperialisten, die wirtschaftlich als Staatsmonopolisten in Erscheinung treten. Diese Lektion sollten wir im ‚Westen‘, in den offenen Gesellschaften, endlich begreifen. Offensichtlich ist in der Realpolitik Vertrauen keine ‚harte‘ Währung. Hoimar von Ditfurth sagte einmal, dass er jene aus dem rationalen Diskurs ausschließt, die einen Sinn des Ganzen nicht annehmen. Dass dieser Sinn durch die aggressive Spezies Homo Sapiens verwirklicht wird, schloss Ditfuhrt mit der gleichen Diktion aus. Wie sollte es auch anders sein? Vielleicht müssen wir das Fragen neu lernen, um neue Antworten kennen zu lernen. Und vielleicht sind die neuen auch die alten Antworten. Mir scheint, dass Hoffnung, Liebe und Vertrauen nach wie vor Werte sind, die geschändet werden. Auf die die Welt aber unter keinen Umständen verzichten kann und verzichten darf.  

Rudolf Hubert, Schwerin, 29.03.2022

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