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Ich habe einen Traum ...

Entsetzt, traurig, hilflos, meine erste Reaktion zum Geschehen in der Ukraine. Was hat Putin dazu gebraucht, diese entsetzliche Entscheidung zu treffen und entgegen allen Appellen und Aufrufen, einen Krieg gegen die Ukraine zu entfachen. Wieder einmal schießen Soldaten auf Soldaten und auch für die Zivilbevölkerung ist großes Leid hereingebrochen. Warum wurde auf dem Weg der Diplo­matie nicht der richtige Ton gefunden? Bei mir wurden gleich Erinnerungen wach. Bei einem anglo-amerikanischen Bombenangriff im Februar 1945 wurde in Chemnitz beim ersten Angriff auf unsere Stadt unsere Häuserreihe, Senefelderstraße, in Schutz und Asche zerbombt. Ich im Keller, meine Mutter zu Hause. Sie saß neben einen Rußschieber, der durch die Gewalt der Explosion hinaus gedrückt wurde. Das Gesicht von ihr vergesse ich nie. Es war rußschwarz mit zwei weißen Tränenspuren. Wir standen vor einem Nichts. Die Eskalation der Gewalt schraubt sich nun hoch, ist nicht akzeptabel. Hochrüstung auf beiden Seiten und schon viele Opfer! Nun auch von uns Waffen für die Ukraine. Sanktionen in ungewohntem Maß gegen Russland werden wirksam. Wie werden sie sich zeigen? Treffen sie nicht in vollem Maß die russische Bevölkerung? Müssen nicht auch wir bangen, dass der Bumerang zurückschlägt? Aus der Ukraine rollt eine Flüchtlingswelle auf Europa zu, humanitäre Hilfe wird dringend nötig. Angestrebte diplomatische Verhandlungen stocken, während die Armee Putins auf Kiew vorrückt. Wer kann Einhalt gebieten? Und die Opfer auf beiden Seiten werden größer. Nun habe ich eine Traum: Russische Soldaten und ukrainische Soldaten erwachen aus diesem Albtraum und ihrem Gewissen gehorchend, legen sie die Waffen nieder und verbünden sich. Dann wäre das Säbelrasseln wirkungslos. Aber wie gesagt, es ist ein Traum. Nun richten wir unsere ganze Hoffnung auf die UNO, dass deren Appelle und Kraft sich stark genug zeigen, die kriegerischen Auseinandersetzungen zu stoppen. Zeigen wir unsere Solidarität. Wünschen wir unserer Regierung die richtigen politischen Entscheidungen, um den Brandherd schnell löschen zu helfen, um schrittweise wieder zur Normalität zurückzukehren, um Hilfe bei Wiederaufbau in der Ukraine zu leisten

Gisela Reuter, Rostock, 14.03.2022

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