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Corona for ever

Als im Sommer und Herbst 1859 die Cholera in dem Städtchen Goldberg wütete, starben in der abgesperrten Stadt laut offizieller Zählung 311 Menschen oder anders ausgedrückt etwa jeder neunte Einwohner. Der Friedhof war schnell überfüllt, wurde geschlossen und im Laufe der Jahre entstand dort ein Park. Nach und in den Weltkriegen wurden Teile davon zur Notversorgung genutzt und Ende der 50er Jahre war die Erinnerung an die in Massengräbern beigesetzten Toten soweit verblasst, dass man sich beim Hausbau über gefundene menschliche Gebeine wunderte bzw. entsetzte. Heute ist m. W. der größte Teil des einstigen Friedhofs ein Parkplatz und nichts Gegenständliches wie etwa eine Gedenktafel oder gar ein Denkmal erinnert an die Tragödie. In der Gegenwart werden wird durch eine Pandemie heimgesucht, deren Bekämpfung zumindest in diesem Land bisher mit weitaus geringeren Einschränkungen und Opfern verbunden ist als damals und doch gibt es Gemeinsamkeiten. So tappte man z. B. auch seinerzeit zum großen Teil im Dunkeln und musste sich auf die bei vorhergegangenen Ausbrüchen gesam-melten Erfahrungen stützen. Der Erreger selbst war unbekannt und wurde erst 23 Jahre später identifiziert. Heute kennt man den Erreger und doch wieder nicht. Letzteres schafft nicht nur Raum für Spekulationen, sondern auch für Willkür. Otto Normalverbraucher fügt sich für gewöhnlich den Anweisungen, denn zu großen Teilen hat er das Thema satt und Kritik ist mit Totschlagargumenten gut zu begegnen. Also bleiben wir größtenteils brav und hoffen auf das Licht am Ende des Tunnels und die dann winkende Belohnung. Auf dem Weg dorthin nahm fast jeder die täglich veröffentlichten Fallzahlen (M-V hat bundesweit die mit Abstand geringste Infektionsquote = 1 von 2500 Einwohnern) zur Kenntnis und fieberte mit. Der Tag der Belohnung schien in der letzten Woche nahe zu sein, doch zur Enttäuschung vieler wurde das Ganze mit einem riesigen Haken versehen: die Verbindung der als Öffnung beschriebenen Verfügung mit der Einführung eines Maskenzwangs in allen Verkaufsstellen, öffentlichen Verkehrsmitteln und demnächst auch beim Arztbesuch. Zur Begründung wird gern ein „bundeseinheitliches Vorgehen“ und das Beispiel der Stadt Jena herangezogen. Im Namen eines „bundeseinheitliches Vorgehen“ werden wir damit quasi um unsere Mühen betrogen und in fragwürdiger Weise wird hier zudem das Einzelne für das Allgemeine ausgegeben (was in Jena funktionierte, funktioniert überall in D.). Mich erinnert das Ganze ein wenig an die Verstaatlichung der letzten großen Privatbetriebe Anfang der 70er Jahre in der DDR, als man der Öffentlichkeit erklärte, dass dann erst die Planwirtschaft toll funktionieren würde. Man braucht aber gar nicht so weit zurück zu greifen. In den vergangenen Wochen wurde das Tragen einer Mund-Nase-Maske beim Einkauf in den großen Verkaufsstellen für den täglichen Bedarf nahe gelegt und zur Begründung behauptet, man würde damit andere vor den Viren und Bakterien des Maskenträgers schützen. Und um die Entscheidung für die Maske zu erleichtern, verwies man auf Primitivlösungen. Schon damals rief der Anblick der ersten Maskenträger in mir mehr Unwohlsein hervor, als das allseits bekannte Virus. Doch selbst tragen musste ich sie ja nicht und konnte also Abstand wahren, wegschauen und hoffen, dass sich die Lage entspannt… Seit Montag ist aber alles anders. Selbst Menschen, die in weitaus stärkerem Maße als ich Masken-Phobiker sind, müssen auch in den Läden, in denen die Mehrheit der Bürger wochenlang verantwortungsvoll auftrat und die sich meines Wissens nie als ein besonderer Verbreitungsherd für das Virus erwiesen, eine Maske tragen und sich quasi selbst foltern. Schmerzensgeld gibt es dafür natürlich nicht. Auch keine Erschwerniszulage für die Angestellten in den Läden und wohl auch keine Entschädigung für Leute, deren Brille beim Handtieren mit der Maske herunterfällt und zerbricht. Und selbstredend übernimmt der Verordnungsgeber auch keinerlei Haftung für die evtl. gesundheitsschädliche Wirkung der Stoffe, die nach dem tgl. Waschen der Maske mit den für gewöhnlich benutzten Waschmitteln, sich nun in erheblich höherer Konzentration in unserer Atemluft befinden und in der ei-nen oder anderen Weise auf unsere Körper wirken… Zudem enthält meines Wissens die Luft unter der Maske weniger O2 und all die versammelten Keime darin erhalten mehr als eine zweite Chance.

Ralf B., Dobbertin, 03.05.2020

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