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Hat der Wertewesten Olympia gepachtet?

Die Behauptungen, warum Olympische Spiele nicht in China stattfinden dürfen, werden immer abenteuerlicher und einfältiger. Kürzlich im TV wärmte ein aufgeblasener Besserwisser die Gruselstory von der verschwundenen chinesischen Tennisspielerin Pen Shuai wieder auf. Pen Shuai hatte einen »hohen chinesischen Parteifunktionär« des sexuellen Übergriffes beschuldigt und war daraufhin »verschwunden«, wie das in China »üblich« ist, so die Westpresse. Tatsächlich hatte Pen Shuai lange Zeit eine außereheliche Liebelei mit einem Sportfunktionär. Nach dem Beziehungsabbruch reagierte sie wie alle verschmähten Geliebten.  Später dementierte sie allerdings ihre Behauptung. Der politische Angriff wird mit den perfiden Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren begründet. Munition lieferte das US Newslines Institute for Strategy and Policy in Washington(auf die Erzeugung von destabilisierenden Nachrichten spezialisiert) mit einer dürftigen Beweislage. Unabhängige Institute, wie die schwedische »Transnational Foundation for Peace&future Reserach« aus Lund, kamen zu einem anderen Resultat. Wenn allerdings die »Menschenrechte« als Kriterium für die Ausrichtung von Olympia gelten sollen, dann würden vor allem die USA und fast alle Staaten des Wertewestens passen müssen. Die Kenntnisse zu der »Menschenrechtsresolution« der UNO vom 10. Dezember 1948 (Resolution 217A/III) sind hierzulande mehr als dürftig. Letzte ordentliche Umfrage von USUMA 2002 in Berlin: 50 Prozent kannten weniger als drei Rechte, 20 Prozent gerade einmal sechs Rechte, 10 Prozent hatten fundiertere Kenntnisse. Bei einer Umfrage in meinem Dorf nannten mir fast alle stolz die »Menschenrechte« Meinungs- und Reisefreiheit. Ihr Pech, die stehen gar nicht in der Menschenrechtscharta. Das Dilemma des IOC: Dass die Spiele nicht in St. Moritz, Oslo, Stockholm oder Garmisch stattfinden, liegt am Volk. Bei Volksabstimmungen (z.B. in vier Landkreisen Oberbayerns) hatten die Leute keine Lust auf den kommerziellen Rummel und die Veranstalter kein Geld. Almaty am Altai und Peking blieben zur Wahl. Warum also das Harakiri der »Mietmäuler«? Dr. Gerd Machalett, Siedenbollentin

Dr, Gerd Machalett, Siedenbollentin, 07.02.2022

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