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Provokante Diplomatie

Mit den Ratschlägen, u.a. auch ganz konkret von der Verteidigungsexpertin der FDP, die man der „Chefdiplomatin“ Deutschlands (die von Russland nicht den Funken einer Ahnung hat) mit auf den Weg nach Moskau gibt, ist sie wohl kaum gut beraten. Sie soll „Coolness“ bei Provokationen durch Lawrow bewahren, aber Härte in der Sache zeigen (im Auftrag von USA, NATO und EU). Sie soll sich nicht provozieren lassen, aber mit Härte Lawrow begegnen/provozieren? Er darf nicht, was sie darf? Solange der Westen incl. Deutschland nicht bereit ist, berechtigte Sicherheitsgarantien Russland zuzugestehen und einmal Entgegenkommen zu zeigen, braucht sich dieser nicht zu wundern, wenn ihm Selbstüberschätzung und Überheblichkeit unterstellt wird. Das ist eine bewusste Politik des Westens, mit der er Krieg provoziert. Und Deutschland bekommt es nicht fertig, sich auf eine eigene Russlandpolitik zu besinnen. Das kann man allerdings von einer grünen Russlandgegnerin auch nicht erwarten. Es ist nicht zu verstehen, wie man eine Person mit einer solchen Einstellung zu Russland in dieser momentan so prekären Situation zur Außenministerin ernennen kann. Oder war gerade das das Kalkül? Das hätte es mit Brandt, Schmidt, Genscher, Bahr u.a. nicht gegeben. Für eine solche deutsche Außenpolitik bin ich am 26. September vergangenen Jahres nicht zur Wahl gegangen! Dazu muss bemerkt werden, dass einige Medien in ihrer Russlanddarstellung sehr besorgniserregend sind: Im Spiegel 3/22 steht der Leitartikel unter der Überschrift: „Putin als Gegner behandeln - nicht als Partner“. Auch hier wird nur die eigene/westliche Sichtweise dargestellt, die Gedanken und Sichtweise der anderen Seite werden völlig ausgeblendet bzw. nicht korrekt dargestellt. So wird ein Hass gegen Russland von einigen Medien sorgsam genährt. Das erinnert mich an ein Interview, in dem ein Lord Northcliffe, Herausgeber mehrerer englischer Zeitungen, 1907 dem französischen „Matin“ gegenüber äußerte: “Ja, wir hassen die Russen (im Original: Deutschen), und das von Herzen ….Ich werde nicht zulassen, dass meine Zeitungen auch nur das Geringste drucken, was die USA und die EU (im Original: Frankreich) verletzen könnte. Aber ich möchte nicht, dass sie irgendetwas aufnehmen, das den Russen (im Original: Deutschen) angenehm sein könnte ….“ (betrifft damals die Zeit der langfristigen Vorbereitung des 1. WK und ist für die heutige Situation absolut passend). Es ist erschreckend, wie durch derartige Darstellungen auch die Meinung der Leser/Bevölkerung in eine nur dem Westen genehme Richtung ausgerichtet wird.

Wolfgang Mengel, Stralsund, 17.01.2022

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