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Bittbriefe

In den vergangenen vier Wochen erhielt ich wieder besonders viele Briefe mit der Bitte um Spenden. Es waren insgesamt zwölf Absender. Ich nenne nur einige: Welthungerhilfe, Bundesverband Rettungshunde, Kindernothilfe, Tiernotrettung, Brot für die Welt, Ärzte ohne Grenzen. Ich habe mich seit einem Jahr dazu entschlossen, drei Hilfsorganisationen die Vollmacht zum Abbuchen einer monatlichen Spende von meinem Konto zu erteilen. Vorher habe ich mal auf diesen oder jenen Hilferuf reagiert und werde immer wieder persönlich angeschrieben. Jetzt in der begonnenen Vorweihnachtszeit enthalten die Bittbriefe vorauseilende Danksagungen verbunden mit kleinen Geschenken wie zum Beispiel Kugelschreiber, große und kleine Jahreskalender 2022, Grußkarten zu verschiedenen Anlässen, bunte Adressenaufkleber und anderes. Ich mache den Bittstellern keineswegs einen Vorwurf, weil sie viel Geld investieren, um uns Empfängern ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn wir ihre Geschenke annehmen, aber den Überweisungsträger für eine Spende nicht ausfüllen. Meine Wertschätzung und Achtung derer, die die Welt verbessern wollen ist sehr groß, aber sie schaffen es auch nicht mit der finanziellen Hilfe vieler anderer Menschen. Nicht nur der Klimaschutz ist ein zentrales Thema, um unseren Planeten zu retten, sondern auch die sozialen Lebensbedingungen für einen sehr großen Teil der Menschheit müssen dringend gerechter werden. Wir müssten eigentlich alle aufbegehren gegen die sozia­le Ungerechtigkeit, die in der Welt herrscht, auch wenn es uns selbst relativ gut geht. Moralisch positiv handeln wir durch unsere Spenden, aber nachhaltige Veränderungen werden dadurch leider nicht erreicht. Wenn die in der Politik Herrschenden es nicht begreifen und national wie international keine Entscheidungen treffen, die dazu beitragen, dass die Erde für alle eine gleichberechtigte Lebensgrundlage ist, geht die Menschheit zugrunde.

Brigitte Schneider, Warnemünde, 03.11.2021

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