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Handlungsfähigkeit Deutschlands

Im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Desaster der USA und des Westens wird der Begriff der „Handlungsfähigkeit“ immer öfter zitiert. Es geht dabei vor allem um die EU, insbesondere um Deutschland. Doch der Reihe nach. Mit dem Eintritt in den 1. WK begannen die USA, sich mehr ins internationale Geschehen einzubringen, nach dem 2. WK wurde das immens gesteigert. In den folgenden Jahrzehnten haben sie sich auf verschiedenste Art und Weise in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten und Völker eingemischt, ohne gerufen worden zu sein. Sie waren der Meinung, die Welt mit ihrer Lebensart beglücken zu müssen und verfolgten dabei nur ihre „nationale Sicherheit“, ein Interesse der Eliten, nicht der breiten Bevölkerung. Diese nicht erwünschte Einmischung brachte meistens nur Tod und Verderben, zu leiden hatten immer die breiten Volksmassen, wie auch jetzt in Afghanistan. Die grausame Quittung bekamen die USA am 11. September, gehen wir mal von der offiziellen Version aus. Furchtbar, was auch hier nun der amerikanischen Bevölkerung angetan wurde, die Opfer des Angriffs wurde. Daraufhin erklärte Bush dem Terror den Krieg, was sich in den folgenden 20 Jahren zu einer Gewaltspirale entwickelte. Es folgte das bekannte Debakel, und der Westen steht nun vor der Frage: „Was nun?“ Es geht einfach nur darum, dass die EU und besonders auch Deutschland voll handlungsfähig sind. Die Briten sind durch den Brexit wieder voll souverän. Volle Handlungsfreiheit, d.h. volle Souveränität, erlangen die EU und Deutschland nur durch eine strikte Loslösung von den USA und der NATO (verlängerter militärischer Arm der USA). Nichts gegen Handel und gemeinsame Kooperation, aber wenn Deutschland umfassend handlungsfähig sein will, muss es sich von der Bevormundung durch die USA trennen. Wir brauchen nicht ihren militärischen Schutz, nicht ihre bei uns gelagerten Atombomben, weder Russland noch China bedrohen uns. Deutschland muss seine Interessen auch eigenständig vertreten, aber nicht am Hindukusch oder im Indopazifik. Deutschland hat der Welt bei einem fairen Handel mehr zu bieten als durch das Zusammengehen mit den USA und der NATO! Es ist zwar sehr anerkennenswert, dass ein Jo Biden nun endlich einmal zu der richtigen, aber sehr, sehr späten Erkenntnis kommt, dass man die amerikanischen Demokratievorstellungen nicht mit militärischer Gewalt auf andere Länder übertragen kann, aber sieht das einmal sein Nachfolger ebenso? Insofern ändert die letzte Aussage nichts an der grundsätzlichen Forderung nach Loslösung von den USA!

Wolfgang Mengel, Stralsund, 06.09.2021

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