Leserbriefe lesen

Aktuelle Herausforderungen der Landwirtschaft

Anscheinend befindet sich der größte Teil unserer Landwirtschaft derzeit in einer Sackgasse. Die Verantwortung hierfür tragen nicht die einzelnen Bauern, sondern die Politiker in erster Linie. Bis jetzt hat sich die Politik kaum auf die Bauern zubewegt, wie auch der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Detlef Kurreck, in einer Stellungnahme erklärte. Ein Kurswechsel in der Agrarpolitik wäre notwendig. Ein Wechsel des Kurses, den doch auch der Deutsche Bauernverband mitbestimmt hat, meine ich. Wäre es nicht besser gewesen, wenn sich dieser positiver in die Agrarpolitik eingebracht hätte? Dieser Verband hat ja die Landwirtschaft geradezu in diese Sackgasse hinein manövriert – nur die weitere, schnelle Profiterhöhung im Auge. Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern würden für umweltgerechte und nachhaltige Landwirtschaft stehen und zusätzliche Umweltleistungen erbringen, wenn diese von der Gesellschaft angemessen vergütet werden, so Kurreck weiter. Dass es bis jetzt nicht zu einer angemessenen Vergütung der Bauern gekommen ist, liegt allerdings auch daran, dass die Zuschüsse für die Ackerflächen unangemessen waren. Durch Mitwirken des Deutschen Bauernverbandes wurde ja die Agrarindustrie, nach dem Motto aktueller Agrarproduktion und Lebensmittelwirtschaft »Möglichst viel, möglichst billig, erst gefördert«. Das geschah und geschieht dadurch, dass die Zuschüsse nicht wie vorher nur bis zu einer Ackerfläche von 99 Hektar, sondern auch für hunderte weiterer Flächen an die Betriebe gezahlt werden. Ob hier nun umweltgerecht und nachhaltig produziert wird, oder nicht, spielt leider keine Rolle! Gefördert werden so doch hauptsächlich die Großbetriebe, die großflächig und möglichst billig auf Kosten der Umwelt produzieren. Zu einer gerechteren Landwirtschaft, die Bauern, Insektenschutz und Verbraucher in den Mittelpunkt stellt, führt das nicht! Es wäre dringend notwendig, dass der Bauernverband statt nach angemessener, gesellschaftlicher Vergütung zu verlangen, zunächst vor der eigenen Haustür kehren würde, denke ich. Was die Überdüngung betrifft: Eine neue Düngeverordnung wurde schon vor einigen Jahren von der Regierung erarbeitet, aber unter Mitwirken von Frau Merkel bekanntlich verhindert. Wirtschaftliche Gründe gaben bestimmt schon damals den Ausschlag – leider!

Horst Toll, Neustrelitz, 29.01.2020

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.