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Sie hatten immer einen Nährboden

Antwort auf den Leserbrief "Wohl und geborgen?" vom 13.01.2020

An Brecht erinnert: Auch heute ist noch fruchtbar der Schoß aus dem das kroch. Herr Spanting macht auf wichtige Faktoren und Zusammenhänge für die heutige Rechtsentwicklung mit faschistoiden Tendenzen aufmerksam. Solche, die von der Regierungspolitik überhaupt nicht tangiert werden. Da erscheint der Hinweis von Präsident Steinmeyer auf das Böse im Dritten Reich, dem Alten und dem Neuen - was anders erscheint, aber vom Wesen dem Alten gleicht - plausibel. Beim zweiten Blick merkt man, dass das Böse viel zu abstrakt gefasst wurde. Warum werden keine Namen und historische Zusammenhänge und Entwicklungen sowie konkrete Verhältnisse mit Traditionen benannt? Nehmen wir zum Beispiel Krupp und sein Firmenimperium. Krupp schon in den ersten Jahren des Hitler-Staates mit SS-Dienstgrad und Mitglied des Fördervereins der SS. Sein Imperium war für Hitler die Waffenschmiede für Hochrüstung sowie Kriegsvorbereitung. Hitler stellt der Jugend die Aufgabe, hart wie Krupp-Stahl zu sein. Und Krupp fordert von seiner Belegschaft: Die Tugenden des Führers zu verinnerlichen. Grauenvolle Ausbeutung von Zwangsarbeitern und in seinen Betrieben vor Auschwitz waren lukrativen Einkommen. Krupp wurde zu 12 Jahren Haft in Nürnberg wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. 1952 nach 6 Jahren wieder in Freiheit, das Eigentum zurück und für einige Jahre der reichste Mann Europas. Das, was dieses Imperium für die Nachkriegsentwicklung ausstrahlte, zeigte sich u.a., als vor einigen Jahren zum 200. Geburtstag der Firma die Bosse der Wirtschaft, die Prominenz an Politikern und die Würdenträger der Kirchen sich in Essen ein Stell-Dich-ein gaben. Zwangsarbeiter waren nicht geladen.

Karl Scheffsy, Schwerin, 29.01.2020

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