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Umweltsünden

Ich möchte die Umweltsünden der „bösen“ DDR ja nicht schön reden, aber mittlerweile sind 30 Jahre vergangen und ich finde es schwierig und auch albern, jetzt hier irgendwelche Vergleiche, Beziehungen oder Zusammenhänge beim Klima- und Umweltschutz herzustellen. Inzwischen hat sich unser Land wirtschaftlich und technisch rasant weiter entwickelt und ich glaube, im Zuge dieser Veränderungen hat sich in Sachen Umweltschutz wohl kaum jemand so richtig mit Ruhm bekleckert. Ich weiß auch nicht, wie Sie darauf kommen, dass sich in den vergangenen drei Jahrzehnten alles deutlich verbessert hat. Das sind Phrasen, die schnell daher gesagt sind, wenn man es denn so sehen will. Und schon gar nicht kann man Umweltschutz nur auf die gemessenen Parameter von Feinstaub und Kohlendioxid reduzieren. Machen Sie die Augen auf! Das Waldsterben ist schlimmer als je zuvor. Die Meere vermüllen zunehmend. Nie hätte ich mir jemals vorstellen können, dass man Plastikmüll nach Malaysia und Indonesien verbringt, nur, um ihn nicht mehr vor der eigenen Haustür zu haben, mit dem Ergebnis, dass sich dort riesige Mengen in großen Halden auftürmen, die verbrannt oder ins Meer entsorgt werden. Haben wir damit unser Gewissen beruhigt und unsere Schadstoffe reduziert, wenn unser Müll woanders verbrannt wird, während wir uns auf die Schulter klopfen und meinen, mit unserer Mülltrennung sei alles geregelt? Ist es nicht entsetzlich, wenn ein Wal verendet und man in seinem Magen 100 kg Plastikmüll findet? Na, Appetit auf Fisch? Und wenn man hört, dass in vielen kosmetischen Artikeln Mikroplastik enthalten ist, so winzig, dass es mühelos Filteranlagen passieren kann und ins Grundwasser gelangt. Denken Sie bei den Schadstoffbelastungen mal an die Anwendung von Glyphosat, Massentierhaltung, Flugverkehr, Kreuzfahrtschiffe, unser übertriebenes Konsumverhalten, Über- und Billigproduktionen, Wegwerfgesellschaft. Fast alles ist heute möglich. Unseren exotischen Wünschen sind keine Grenzen gesetzt. Die Belastungen durch Wirtschaft/Produktion und Technik sind enorm. In einer Marktwirtschaft, wo harter Wettbewerb und Profitstreben angesiedelt sind, bleibt in Sachen Umweltschutz so manches auf der Strecke, da bin ich mir sicher. Also tun Sie bitte nicht, als wäre heute alles so viel besser und so viel umweltfreundlicher. Nicht umsonst will die EU jetzt viele Mrd. Euro für den Klimaschutz locker machen. Ich denke, man hat endlich erkannt, dass dies dringend notwendig ist, … jetzt und heute. Allerdings ist es zweifelhaft, auf der einen Seite riesige Summen zu investieren, wenn man auf der anderen Seite munter so weiter macht, wie bisher. Mit Umweltschutz und Klimaschutz als Einheit, müssen gerade hier die Wirtschaftsunternehmen stärker in die Pflicht genommen werden, um Veränderungen herbeizuführen. Ich denke da sofort an den Verpackungsmüll, der leider nach wie vor ungebremst in vielen Bereichen produziert wird. Nur allein die Plastetüten aus dem Verkehr zu ziehen reicht mit Sicherheit nicht. Auch die Anwendung von Mikroplastik in der Kosmetik würde ich sofort verbieten. Das sind Dinge, die man gleich tun könnte. Auch Überproduktionen müssten ein Thema sein. Sie sprechen die Angst an, die viele Menschen befällt, wenn vom Klimawandel die Rede ist. Ich glaube, man braucht nur seinen gesunden Menschenverstand, um festzustellen, dass es so hemmungslos nicht weiter gehen kann. Und es hilft auch nicht, immer wieder alles schön zu reden!

Rosemarie Lakowski, Rostock, 21.01.2020

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