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Nichts Neues aus dem Westen

Wer glaubte, mit dem neuen US-Präsidenten käme auch eine neue US-Politik auf die internationale Bühne, hat sich wohl gründlich getäuscht. Den Worten eines älteren Herrn mit vielen netten Fältchen um die Augen ist man geneigt, gern Glauben zu schenken. Irrtum: Amerika first! Ob Europa, NATO, Nordstream 2 oder Russland u.a. – hinter seinem Lächeln verbirgt sich nach wie vor harte Politik nur im Interesse der USA. Nun hat die Osteuropa-Expertin K. Bluhm (Osteuropainstitut an der FU Berlin) die Katze endlich aus dem Sack gelassen: Sie warnt davor, deutlich geworden auf der NATO-Außenministerkonferenz in Brüssel, mit mehr Druck (Sanktionen u.a.) den Regimewechsel in Moskau zu beschleunigen (was allerdings auch nach hinten losgehen könnte), aber damit wird deutlich, dass der Westen an einem solchen Wechsel sehr interessiert ist. Klartext: Angeblich vernachlässigte Menschenrechte und Nawalny sind nur der Aufhänger: Putin passt nicht ins Konzept des Westens, weil er Russland zu einem eigenständigen Staat entwickelt. Bei Jelzin reichte ein ordentliches Maß Wodka, und er hätte oder hat alle westlichen Interessen unterschrieben. Aus einer Schnapslaune hat der Ukrainer Chruschtschow 1954 die Krim, seit Ende des 17. Jh. zum Russischen Reich gehörend, seiner Heimat „geschenkt“. Und nun wird Putin als Verbrecher gestempelt, weil er mit der Rückholung der Krim nach Russland vermieden hat, dass US-Kriegsschiffe in Sewastopol festmachen. Welch ein Ärger! Das hätte den USA doch super gepasst! Das nur nebenbei: Als ich vor zwei Jahren in Russland war (Schiffsreise von Petersburg über Wolgograd/Astrachan bis nach Rostow am Don), habe ich mit vielen russischen Menschen gesprochen – ich habe von ihnen nie Böses über ihren Präsidenten gehört! Die Funktion des Schnapses erinnert mich auch an die viel gepriesenen Amerikaner, die mit „Feuerwasser“ die Indianer tränkten, die dann den „Landraub“ durch die Weißen willfährig unterschrieben, denn Alkoholdunst vernebelt nun mal Gehirn und Augen. Um ihre eigene „Freiheit“ aufzubauen, haben sie mit Mord und Totschlag die Indianer ihrer Freiheit beraubt. Und im 76. Jahr nach Ende des 2. WK steht Deutschland getreu an der Seite der USA, um in Russland einen dem Westen gefälligen/gefügigen Präsidenten zu installieren, der dem Ausverkauf seines Landes an den Westen incl. USA bedenkenlos zustimmt. Dann spielen Menschenrechte oder ein Nawalny keine Rolle mehr, denn Saudi-Arabien ist das beste Beispiel dafür. Ist man für die USA, schaut einem drinnen keiner mehr auf die Finger. Es ist eine Schande, dass die politischen Eliten Deutschlands einen solchen Weg mitgehen. Aus der Geschichte nichts, aber auch absolut nichts gelernt!

Wolfgang Mengel, Stralsund, 29.03.2021

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