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Causa Nawalny

Der Transport des schwerkranken Nawalny nach Deutschland und seine Behandlung hier provozieren eine Reihe von Fragen, die sich westliche Politiker und Russlandphobe »Demokraten« stellen sollten. Herr Nawalny wurde am 20. August 2020 gegen 9 Uhr Omsker Zeit in das dortige Krankenhaus eingeliefert. Bereits am nächsten Tag, am 21. August 2020 gegen 8 Uhr Omsker Zeit, startete ein Spezialflugzeug von Nürnberg, um ihn nach Berlin zu fliegen. Das heißt, innerhalb von noch nicht einmal 24 Stunden wurde eine unglaubliche organisatorische Meiterleistung vollbracht, nämlich: Eine Kommunikationsleitung nach Deutschland zu einem oder mehreren kompetenten und entsprechend einflussreichen »Partnern« aufgebaut; über hohe und höchste Entscheidungsträger in Deutschland ein Spezialflugzeug geordert und für einen Fernflug von circa 8.000 Kilometer aufgerüstet – ein solches kann man nun einmal nicht am Taxistand um die Ecke ordern; die Überfluggenehmigungen für die Transitländer und den russischen Luftraum eingeholt; ein Ärzteteam an Bord platziert; die Zustimmung von Präsident Putin für die Überführung Nawalnys nach Berlin eingeholt und die Finanzierung der Flüge und der Behandlung an der Charite Berlin geklärt, was eine weitere Frage aufwirft: Nach Herrn Nawalnys eigener Aussage und seriösen Schätzungen haben die Flüge nach und von Berlin, die Behandlung in der Charite, der Reha-Aufenthalt und der anschließende Erholungsaufenthalt für ihn und seine zeitweise recht zahlreichen »Begleiter« in Deutschlandf mindestens 200.000 Euro gekostet, die – ebenfalls nach Aussage von Herrn Nawalny – von mindestens drei russischen Oligarchen, die zur Zeit in Großbritannien und den USA leben, beglichen wurden. Das heißt im Umkehrschluss, dass diejenigen, die Herr Nawalny angeblich erbittert bekämpft, seinen »Kampf« gegen Korruption in der Regierung und Putin finanzieren. Dass diese Herren sich in der Ära Jelzin auf Kosten des rusischen Staates schamlos bereichert haben und sich anschließend ins Ausland absetzten, um Steuernachforderungen Moskaus zu entgehen, sei nicht nur am Rande bemerkt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Mann wie Herr Nawalny ihnen gerade Recht ist, um nach einem Sturz der Regierung Putin sich wieder an den russischen Fleischtöpfen bedienen zu können. Wie schon eingangs bemerkt – unglaublich.

H. Kaufmann, Rostock , 08.02.2021

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