Leserbriefe lesen

Irrsinn

Vorab: Ich arbeite in einem systemrelevantem Beruf und arbeite seit neuestem auf Empfehlung der Bundesregierung von Zuhause aus. Mein Ehemann arbeitet ebenfalls in einem systemrelevanten Beruf, in Zwölf-Stunden-Nachtschichten. Wir teilen uns ein Fahrzeug. Dieses können wir leider nicht mit in die Wohnung nehmen. Ein Tag Lockdown (!) in Rostock und was passiert? Die Stadt jagt das Geld der Bürger! Die Menschen sind gezwungen, zuhause zu bleiben und können ihrer Arbeit nicht nach gehen oder sollten dies, wenn möglich, von Zuhause aus tun. Was folgt daraus? Deren Fahrzeuge stehen wohl auch Zuhause. Ich bin gezwungen, mein Fahrzeug auf Grund des Platzmangels auf einem öffentlichen Parkplatz zu parken, auf diesem gilt, dass man sich Parkscheine alle zwei Stunden zieht (auch als Anwohner). Welch Irrsinn in dieser Zeit! Ich verfüge über einen Anwohner-Parkausweis, der völlig wertlos ist. Und ich arbeite gemäß des Wunsches unserer Bundesregierung im Homeoffice! Und was passiert direkt am ersten Tag des Lockdowns, an dem auch alle Geschäfte in dieser Straße geschlossen sind und folglich ausschließlich Anwohner dort stehen? Die Stadt geht auf Geldjagd und es hängt ein Strafzettel an mein ordnungsgemäß geparktes Fahrzeug. Alle Geschäfte in der Straße sind geschlossen, folglich werden ausschließlich die Anwohner mit dieser Maßnahme getroffen, die nun sowieso schon mit finanziellen Einbußen zu rechnen haben! Oder eben Menschen, die aus Schutz der Allgemeinheit im Homeoffice arbeiten! Mal ganz davon abgesehen, dass auch Anwohner, die, so wie mein Mann, in Nachtschicht arbeiten, hier nicht berücksichtigt wurden. Wenn man nun mal leider nur einen Parkplatz in diesem Bereich findet, dann können nun zusätzliche Kosten von 140 Euro monatlich entstehen, da man alle zwei Stunden zum Automaten muss, um neue Parkscheine zu ziehen (in der Zeit, wo ein Nachtschichtarbeiter schläft oder man eben eigentlich arbeitet). Die Parkplätze, die für Anwohner auch ohne Parkschein nutzbar sind, sind sowieso schon zu wenig und seit Mittwoch nun natürlich endgültig kaum zu ergattern. Ich habe diese Thematik bereits persönlich beim Ordnungsamt im Charles-Darwin-Ring vorgetragen, aber es scheint einfach unwichtig zu sein, wie es dem kleinen Bürger geht und was diese ganzen Maßnahmen bedeuten. Zudem wird man nur gebeten, sich an die StVo zu halten und dann bekäme man keine Strafzettel – welch ein Hohn! Ich halte mich an die StVo und mein Punktekonto leer, meine KFZ-Steuer ist bezahlt, aber was soll ich tun? Wo sollen ich und meine Nachbarn die Fahrzeuge lassen? Wir brauchen das Fahrzeug trotz allem, um unser Kind zur Kita in einen anderen Stadtteil zu bringen und damit auch mein Mann zur Arbeit kommt. Warum wird hier nicht mitgedacht und wenigstens für die Zeit des Lockdowns in solchen Wohngebieten die Schilder ab gedeckt und die Bürger entlastet? Mit traurigen Grüßen

Katharina  Jens, Rostock, 18.12.2020

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.