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Thanksgiving à la Trump

In den USA begeht man ja jedes Jahr Thanksgiving. Eine Tradition wie jede andere. Aber nicht bei Trump. Dieser Noch-Präsident zeigt, dass eine „Lahme Ente“ gefährlich sein kann. Er zeigt einen Aktionismus kurz vor Toresschluss, den es seit dem 19. Jahrhundert so nicht mehr gab. Während er sich ausnahmsweise sogar einmal der Tradition beugt, indem er huldvoll zwei Truthähnen das Leben schenkt, opfert er entgegen allen bisherigen „Lahmen Enten“ das Leben von Todeskandidaten in diversen Gefängnissen. Bisher hatte kein scheidender Präsident in dieser Phase, von den Amerikanern ironisch „lame duck era“ genannt, zum Tode verurteilten dem Henker ausgeliefert. Trump bricht auch mit dieser Tradition. Man hat das Gefühl, er betreibt eine Politik der Verbrannten Erde angesichts seines erzwungenen aber verfassungsmäßigen Rückzugs. Und der noch zynischere Schlussakkord seiner ohnehin zynischen Opferungsorgie ist die angeordnete Hinrichtung eines Schwarzen fünf Tage vor Bidens Amtseinführung genau am 15. Januar, welcher der Tag ist, an dem Martin Luther King ermordet worden ist durch rassistischen Hass. Damit schlägt Trump noch einmal der Bewegung „Black Lives Matter!“, den Bürgerrechtsbewegungen und allen schwarzen US-Bürgern ins Gesicht. Sein Abgang kann rassistischer nicht sein.

Haiko Hoffmann, Schwerin, 27.11.2020

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