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Die 'Alternative'

Die ‚Alternative‘! Die Worte waren bewusst gewählt, die Worte vom „Denkmal der Schande“, vom „Vogelschiss der Geschichte“, von den „Kopftuchmädchen“ und den „Messermännern“. Und sie kamen alle aus einer einzigen Richtung, die man namentlich kennzeichnen kann: AfD. Es waren auch sogenannte ‚Gäste‘, die pöbelnd im Bundestag auftraten, deren ‚Gastgeber‘ ebenfalls aus genau dieser Gruppierung kamen - nämlich aus der AfD. Und es sind wiederum vor allem Leute der AfD, die sich – ob man die Demonstrationen von PEGIDA nimmt oder die der Anhänger von Verschwörungsmythen – zu Wortführern machen von Schuldzuweisungen und undifferenzierter und vereinfachter Weltbetrachtung. Diese Leute haben gelernt – und zwar aus der Geschichte –, dass man immer vorher schauen sollte, wie weit man die Grenzen des Anstandes und der Demokratiefeindlichkeit verschieben kann. Wenn es zu weit ging – vorerst – bleibt ja immer noch die Möglichkeit einer halbherzig vorgetragenen ‚Entschuldigung‘, wie sie jüngst vom Fraktionschef der AfD im deutschen Bundestag vorgetragen wurde. Sein letzter Satz der ‚Entschuldigung‘ lautete: „Aber es ist nun mal geschehen“. Wie immer dieser zynische Kommentar gemeint sein mag: Diese Leute – und das sollten sich all jene sehr genau überlegen, die ‚nur‘ mitlaufen oder ausschließlich schweigend diese Provokationen hinnehmen – wollen diese Bundesrepublik Deutschland nicht! Darum nennen sie sich ja die ‚Alternative‘ für Deutschland! Das sagen sie frei und offen, dafür pöbeln sie und provozieren. Niemand wird einmal sagen können: „Das haben wir nicht gewusst.“ Streit gehört zur demokratischen Meinungsbildung. Darum geht es diesen Leuten gerade nicht. Denn dieser Gruppierung geht es um die ‚Alternative‘ zu unserem Gemeinwesen, das ja auch von Islamisten und vom vermeintlich entgegengesetzten politischen Spektrum als lediglich ‚bürgerliche Demokratie‘ verächtlich gemacht wird, die durch die „Diktatur des Proletariats“ abgelöst werden muss.

Rudolf Hubert, Schwerin, 24.11.2020

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