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Frage der Wortwahl

So sehr auch verständlich ist, dass Menschen sich sorgen angesichts islamisch motivierter terroristischer Verbrechen, von denen weltweit am meisten Muslime betroffen sind, so sehr ist es heute zunehmend gefährlicher Trend, nicht mehr zu unterscheiden zwischen Islam und dem sog. Islamismus, Synonym für extreme Interpretation der Religion bis hin zu Missbrauch und tödlicher Menschenfeindlichkeit. Wer von der „islamistischen Religion“ spricht und die Verehrung des Propheten Muhammad durch die Muslime dämonisiert, trägt mit dazu bei, dass die Saat der Terroristen wie der Islamhasser aufgeht. Diese beiden, welche einander bedürfen und gleiche Argumentationsmuster verwenden, wollen die Gesellschaft spalten. Muslime und Nichtmuslime sollen entzweit werden. Muslime, in Deutschland etwa 5,5 % der Bevölkerung, werden zusehends dämonisiert und zu Verfassungsfeinden erklärt, zur Bedrohung der Demokratie. Dabei sind gerade diejenigen, die das permanent wiederholen, eine Bedrohung für die Demokratie. Denn sie wollen die offene Gesellschaft abschaffen. Karl Popper schrieb 1945(!) in seinem Buch „The Open Society And Its Enemies“: „…, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen. … Wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, daß sich jede Bewegung, die die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels.“ Wir müssen uns klar machen: Demokratie ist immer noch eine fragile und gar nicht so selbstverständliche Sache.

Haiko Hoffmann, Schwerin, 20.11.2020

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