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Zusammenhänge bringen

Zur »Reale Probleme auf die Tagesordnung?«, vom 28. September, Seite 2. Zunächst einmal bedanke ich mich für den Wortbeitrag. Er zeigt trotz verschiedener Maßnahmen der neuen Regierung, dass das Thema der Migration immer noch wichtig ist. Und: Ja, das ist es. Dennoch sollte man Stellung zu dem Artikel nehmen, da auch hier wieder, ich würde sagen, oberflächliche Aussagen enthalten sind. Die Interkulturelle Woche ist vorrangig ein Kulturfest und keine politische Veranstaltung. 25 Vereine bzw. Initiativen haben sich engagiert, um dieses Fest zu ermöglichen. Parteien waren nicht dabei. Warum auch? Neben kulinarischen Aktionen, musikalischen Abenden, Sportevents, Kunstausstellungen und Workshops u.a. zum Sticken gab es auch Diskussionsforen zu Diskriminierung, Empowerment und Vielfalt. Ziel war interkulturelle Verständigung zu fördern und die Vielfalt der Stadt sichtbar zu machen. Nicht wenige leben nun einmal in unserer Gesellschaft in eigenen »Blasen«. Aber im besagten Kommentar wurden Fragen zu den Migranten gestellt, die man mit Leichtigkeit per KI, z. B. Perplexity, beantwortet bekommen kann. Nur ein Beispiel: »Bei fast allen Flüchtlingen aus Syrien steht als Asylgrund: Verfolgung durch das Assad-Regime.« - So konnte man es letzte Woche lesen. Die wahren Hauptgründe sind: »Krieg und bewaffnete Konflikte, Angst vor Verfolgung durch die neue islamistische Regierung unter Hay’at Tahir al-Sham und andere bewaffneten Gruppen sowie Zwangsrekrutierung durch diese, persönliche Bedrohung (wie das Risiko getötet zu werden) und sichere Perspektive und Schutz in Deutschland« (Quellen: Diakonie, Verwaltungsgericht Braunschweig, Flüchtlingshilfe). Fehlender Respekt wird auch von Deutschen verübt. Wer wüsste das nicht. Migranten hier unter Generalverdacht zu stellen, so kann man den Kommentar auch verstehen, ist mindestens problematisch. Fakt ist ebenfalls: 36,7 % aller Asylantragsteller sind unter 18 Jahren und haben daher keine gültigen Einreisepapiere (Drucksache 21/1157, Deutscher Bundestag). Bei allen Antragstellern aus der Türkei sind es 2025 geschätzt immerhin 25 - 40 %. Es wäre einfach nur fair, ein wenig mehr zu recherchieren und gewisse Dinge in Zusammenhänge zu bringen.

Bernd Wöhlbrandt, Schwerin, 17.10.2025

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