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Weiteren Vertrauensverlust vermeiden

Eine 2025 im Auftrag der Medienanstalten erstellte Studie ergab, dass 45 Prozent der Deutschen der Berichterstattung in unseren Medien kritisch gegenüberstehen und 26 Prozent den Medien wenig vertrauen. Wie man Vertrauen verspielt, zeigt folgendes Beispiel: „GPS-System des Flugzeuges von der Leyen beim Landeanflug auf Plovdiv großräumig aktiv gestört, Flugzeug musste eine Stunde über Flughafen kreisen, gefährliche Notlage, Landung nur manuell mit Hilfe analoger Karten möglich, mit hoher Wahrscheinlichkeit steckt Russland hinter der Attacke.“ So wurde die Aktion nach einer Pressekonferenz der EU-Kommission in Brüssel durch die „Financial Times“ der Öffentlichkeit präsentiert und geisterte dann als Spitzenmeldung durch alle Medien. Eifrige Kommentatoren werteten den Vorfall sofort als erneuten Beweis für Russlands aktive, hybride Kriegsführung gegen den Westen. Nun kommt tröpfchenweise die Wahrheit ans Licht. Bestätigt ist nur, dass der Pilot einen Ausfall des GPS-Systems der Maschine gemeldet hat und daraufhin von den Fluglotsen aufgefordert wurde, mit dem sicheren, alternativen ILS-System zu landen. Die Landung verzögerte sich um ganze neun Minuten und brauchte weder Karten noch besonderes manuelles Eingreifen. Es bestand nie eine Gefahrenlage. Das bestätigte die Regierungssprecherin der EU-Kommission auf Anfrage kleinlaut in einer späteren Pressekonferenz. Der „Spiegel“ hatte recherchiert, dass in dieser Region Störungen des GPS-Systems öfter auftreten und dass die bulgarischen Behörden den Vorfall nicht weiter untersuchen werden. Der bulgarische Ministerpräsident Scheljaskow wurde von verschiedenen Agenturen mit den Worten zitiert: „Solche Dinge passieren hier täglich.” Fest steht auch, dass die für den fraglichen Zeitraum in der betreffenden Region gemessene GPS-Datenqualität einwandfrei war und es keinen großräumigen GPS-Ausfall gab. Damit dürfte klar sein, dass es sich beim GPS-Gate um eine Propaganda-Nummer handelt. Fakt ist, dass der Ausgangspunkt dazu die erste dramatisierende Pressekonferenz der EU-Kommission war, in der sofort Russland beschuldigt wurde und dass sich die Medien nur allzu bereitwillig für die Verbreitung der Fake-Nachricht einspannen ließen. Sorgfältig recherchierender Journalismus, objektives Faktenchecking zu diesem Vorfall oder gar eine Richtigstellung? Fehlanzeige! So kann man kein Vertrauen zurück gewinnen.

Hans Steike, Rostock, 10.09.2025

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