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Gewollte Tatsache

Die Ostbeauftragte der Bundesregierung - was überhaupt schon für eine Funktion - beklagt, dass nur 12,1 Prozent der Führungspositionen in der BRD von Ostdeutschen besetzt sind. Das ist aber nicht eine Frage, dass die Ostdeutschen dümmer und unfähig sind, sondern ist politisch gewollt. Mit der Wende wurden systematisch Fachleute aus den Betrieben und Ämtern entfernt, egal wie erfahren und qualifiziert sie waren, und durch Leute ersetzt, die zwar nicht viel konnten, aber das richtige Parteibuch hatten und getreulich den Auftrag erfüllten, alles platt zu machen, was den alten Eliten ein Dorn im Auge war. Wie tief die Gräben zwischen Ost und West immer noch sind, zeigte wieder die jüngste Bundestagdebatte. Wer nicht der gewollten Linie folgt, wird als Nachfahre der SED beschimpft und unterstellt, den Sozialismus zurück zu wollen. Man traut den Ostdeutschen nicht, weil sie sich die Freiheit nehmen, in manchen Fragen politisch anders zu denken und zu handeln. In gewohnter Überheblichkeit geht man davon aus, dass im Osten alles nichts war und man die einzige Wahrheit gepachtet hat. Das ist für die etablierte Politik unangenehm und gefährlich. Deshalb bleibt man lieber unter sich und schiebt die Ostdeutschen, die ja sowieso undankbar sind, in die zweite Reihe.

Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 20.09.2025

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