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< Zurück zur ÜbersichtEine Anmerkung
Herr Fehrmann beschreibt grob, was er vom Gipfel Trump-Putin in Alaska hält, welcher übrigens auf Putin, nicht auf Trump zurückgeht. Zunächst dachte ich, dass erkannt wird, was für ein Schauspiel da abläuft und es nur ein symbolischer Akt ist zwischen zwei Alphatieren, welche gerne auf Augenhöhe miteinander zusammenhocken, insbesondere für Putin - Trump intellektuell und verhandlungstechnisch weit überlegen -, der sich dadurch selbst aufwertet. Auch deshalb wäre er nie damit einverstanden, dass ein dritter oder vierter mit am Tische sitzt. Soweit die Egoismen zweier Machtmenschen, welche richtig erkannt wurden. … Dachte ich … Dann aber ist es mit der analytischen Präzision schon vorbei. Als erstes Ziel Putins wird nicht etwa die Einverleibung der Ukraine genannt und die Beseitigung der ukrainischen Regierung, was Putin oft genug offen gesagt hat, sondern eine Verhinderung eines NATO-Beitritts und dann erst das Behalten besetzter ukrainischer(!) Gebiete. Dass Putin – zunächst - nicht nur diese Gebiete will, nämlich die Krim und vier Landesteile (Peskov hat Trump ins Ohr geblasen, nur zwei Oblaste behalten zu wollen, was eine Finte ist), sondern auch deren noch nicht eroberte Territorien, und dass Putin ansonsten keinerlei Anstalten macht, von seinen unerfüllbaren Maximalforderungen abzugehen und den Krieg zu beenden, was ohnehin nur er veranlassen könnte, wird nicht genannt. Und das angebliche Hauptmotiv NATO setzt sich dann auch gleich fort, indem alles doch nur Teil eines Machtspiels zwischen NATO und Russland sei. Wie kann man nur solches noch immer glauben, obwohl gerade Trump es ist, der die NATO und EU sogar außen vorlässt, mit ihr gar brechen will, wenn’s ihm passt, und die NATO noch immer nicht, wie vereinbart, Atomwaffen an ihren Grenzen hat? Und die Krönung, vielmehr der Gipfel, ist, dass am Ende Selenskyj sich verantworten solle vor seinem Volke, dass er dieses grausame Spiel mitgemacht habe. Das ist an Absurdität und im Grunde an Zynismus nicht zu übertreffen, ist Selenskyj doch der Präsident des Landes, welches von Russland, von Putin überfallen worden ist, nicht umgekehrt. Die vielen toten Ukrainer hat nicht Selenskyj zu verantworten, sondern Putin. Niemand sonst! Dass nun schon seit fast vier Jahren Putins Narrative noch immer in den Köpfen sind, indem hier eine Täter-Opfer-Umkehr größten Stils geübt wird, kann ich nicht nachvollziehen. Dieser Erzählung muss, auch wenn es nicht zum ersten Male auch hier geschehen ist, entschieden und erneut widersprochen werden. … Ja, die Hoffnung sterbe zuletzt – aber die Wahrheit ist schon vor dem Krieg als erste gestorben.
Haiko Hoffmann, Schwerin, 13.08.2025