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< Zurück zur ÜbersichtNachdenken und handeln gefordert
Während einer Bahnfahrt kam ich ins Gespräch mit zwei älteren Mitreisenden. Sie machten einen bedrückten und traurigen Eindruck. Auf meine Frage, ob sie Probleme haben bei deren Lösung ich ihnen vielleicht helfen könnte, verneinten sie es. Im Verlaufe der gemeinsamen Fahrt erfuhr ich die Ursache ihres frustrierten Verhaltens. Beide wollten mit ihrem Schwerbehindertenausweis, der einen Stempel für Freifahrten mit der Deutschen Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln hat, eine Fahrt mit dem ICE zu ihren Kindern und Enkeln machen. Bei einer Kontrolle erfuhren sie dann, dass sie nicht mit diesem Zug kostenfrei fahren durften. Ihr Schwerbehindertengrad betrug 70 Prozent. Ich konnte das nicht begreifen, dass Menschen, die durch ihre körperlichen Probleme schon manchmal unerträgliche Lebensbeeinträchtigungen haben, einerseits alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen, wenn sie die entsprechende jährliche Pauschale bezahlt haben, aber andererseits nicht mit dem ICE fahren dürfen, obwohl sie damit schneller und bequemer, oftmals ohne umsteigen zu müssen, ihr Ziel erreichen. Wenn die offizielle Zuzahlung zu diesem schnellen Verkehrsmittel gefordert wird, kann man das noch nachvollziehen. Vielleicht sollten die Verantwortlichen der Deutschen Bahn darüber mal nachdenken, wie sie alten und schwerkranken Menschen das Leben etwas leichter machen können, denn viele sind darunter, die jeden Euro umdrehen müssen, da ihre Rente ihnen nicht eine so teure und bequeme Reise erlaubt.
Brigitte Schneider, Warnemünde , 10.06.2025