Archiv
< Zurück zur ÜbersichtDie „Eventin" vor Rügen
In der Tageszeitung vom 18. 09. dieses Jahres konnte man einen kurzen Artikel über den seit Januar 12 km vor Rügen liegenden Öltanker „Eventin" lesen. Der Tanker gehört zur sogenannten russischen „Schattenflotte" und trieb manövrierunfähig in der Ostsee. Weil gegen diese Flotte Sanktionen gelten, wurde der Tanker nach seiner Bergung festgesetzt. Zurzeit streiten sich die Gerichte darüber, wie mit dem Tanker weiter verfahren wird. (In der Bevölkerung gibt es allerdings auch viele Stimmen, die das Ganze als moderne Piraterie bezeichnen). Weiter steht im o. g. Artikel, daß beim Bundesfinanzhof in München ein umfangreicher Schriftsatz der Zollbehörden eingegangen ist, dessen Prüfung einige Zeit in Anspruch nehmen wird und eine Entscheidung bis zum Jahresende getroffen werden soll. Das ist mal wieder ein Paradebeispiel für die deutsche Bürokratie! Die Bürger Mecklenburg Vorpommerns haben das mit Sorge gelesen. Ein juristisches Tauziehen kann in Deutschland bekanntlich Jahre dauern. Soll dieser, wahrscheinlich schrottreife Tanker, als solche werden in der Presse jedenfalls die meisten Tanker der „Schattenflotte" bezeichnet, etwa nun jahrelang vor Rügen liegen? Am Schluß des o.g. Artikels wird darauf verwiesen, daß die deutschen Behörden auch Vorsorge treffen müssen, wenn sie ein solches Schiff festsetzen. Vielleicht haben die Behörden ja schon bei dem Wetterexperten Stefan Kreibohm nachgefragt, ob im kommenden Herbst und Winter überhaupt mit schweren Stürmen gerechnet werden muß! München ist weit weg und Sturmhochwassergibt es da wohl eher selten! Hoffentlich erkennen die Richter dort den Ernst der Lage für unsere Region. Viele Fragen bewegen die Menschen bei uns: -Ist der Tanker inzwischen wieder seetüchtig und hat er überhaupt noch die notwendige Klasse? -Ist die Stammbesatzung noch an Bord (nach internationalem Seerecht dürfen Besatzungen nur 9 Monate an Bord bleiben) und wenn nicht, wurde sie durch erfahrene Seeleute ersetzt, die im Havariefall wissen, was sie tun müssen? -Was passiert, wenn sich der Tanker bei schwerem Nord-Ost-Sturm losreißt und z. B. auf die Region Binz-Seilin-Göhren zutreibt und womöglich strandet? -Wie soll dann dort das Öl abgepumt werden oder bricht der Tanker sogar auseinander? -Sind nach dem Losreißen des Tankers die notwendigen Schlepper rechtzeitig zur Stelle und kann bei Sturm mit Orkanstärke schnell genug eine Leinenverbindung zum Tanker hergestellt werden? Wird das Schiff rund um die Uhr von Polizei- oder Marineschiffen gesichert? Wir Deutschen neigen immer noch zu dem Urvertrauen, daß nicht sein kann, was nicht sein darf. Zweimal ist das schon schiefgegangen: Einmal brach mitten in Europa in der Ukraine ein furchtbarer Krieg aus, der schon hunderttausende Menschenleben kostete und' wurden von enem ukrainischen Kommandounternehmen drei Nordstreamgasleitungen, Lebensadern Deutschlands, gesprengt, obwohl Deutschland wahrscheinlich sogar vorher gewarnt wurde (s. auch „Spiegel" Nr. 48/2024). Diese Aktion löste sofort in unserem Land eine schwere Rezession aus, unter der wir alle zunehmend leiden. Es wäre eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes für unsere einzigartige Natur und den Tourismus, wenn die 100000 t Öl der „Eventin" auslaufen würden. Das ist den Politikern aber offensichtlich nicht bewußt, sonst würden unser Landrat, unser Umweltminister und unsere Ministerpräsidentin nicht die Füße still halten! 1989 lief die „Eiion Valdez" mit 42000 t Öl an Bord auf ein Riff vor Alaska. Dieses bisher größte Tankerunglück in der Geschichte der Menschheit löste ein Massensterben von Seevögeln aus und die Fischereiwirtschaft brach zusammen. Die" Eventin" hat die 2,5-fache Menge Öl der „Exxon Valdez" an Bord! Die" Eventin" muß sofort in einen sicheren Hafen geschleppt werden! Das könnten z. B. Hamburg, Bremen oder Wilhelmshafen sein. Dort ist die dafür erforderliche Infrastruktur vorhanden. Die für Deutschland sicherste und kostengünstigste Lösung wäre, die „Eventin" auf den Haken zu nehmen und in internationale Gewässer zu schleppen ! Übrigens könnte der Amtsnautiker des Wasser- und Schifffahrtsamtes Ostsee das Problem „Eventin" ganz unbürokratisch auf kurzem Dienstweg lösen. Er kann entscheiden, daß die „Eventin" sofort ihren Liegeplatz verlassen muß, weil sie eine Gefahr für unsere Region ist!
Rainer Schmidt, Zingst, 13.10.2025