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< Zurück zur ÜbersichtHexerei im Mittelalter
Karin Bernstein aus Barth folgte der Einladung der Seniorenakademie 55 Plus und hielt vor 79 Interessierten einen Vortrag über Hexenverbrennungen im Mittelalter. In diesem Zeitraum gab es viele weise Frauen, die auch als Hebammen und Kräuterfrauen arbeiteten. Sie hatten sich ein medizinisches Wissen erarbeitet, das viele Menschen nicht hatten. Insofern kam die für viele nicht zu beantwortende Frage nach dem „Woher“. Auch äußere Merkmale, wie z.B. rote Haare, krumme Nase oder Buckel führten dazu, dass man die Betreffenden zu Hexen erklärte. Schon in der Antike und im Frühmittelalter war das so, das Hochmittelalter bildete den Höhepunkt. Für politische und wirtschaftliche Krisen sowie tödliche Pandemien (z.B. die Pest), für die die Menschen keine Erklärung fanden, wurden Hexen im Bunde mit dem Teufel verantwortlich gemacht. Auch gab es kirchliche Gelehrte, die zur Hexenjagd aufriefen. Selbst Papst Innocenz VIII. ordnete in der „Hexenbulle“ an, gegen Hexen mit aller Schärfe vorzugehen. Der Inquisitor und Dominikaner Henricus Institoris (Heinrich Kramer) formulierte 1486/87 den „Hexenhammer“, der 1487 in Straßburg erstmals in Druck ging. Auch Luther war nicht frei von diesen Gedanken. Die Folter (auch Tortur, Marter, „ peinliche Befragung“ genannt) gehört zu den dunkelsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte, war aber bei Gerichtsprozessen des Mittelalters nicht wegzudenken. Foltermethoden waren z.B. der Dornenstuhl, Daumen- und Beinschrauben, die Nagelkammer, die Wasser-, Wäge- und Feuerprobe, die zwecks Abschreckung oft öffentlich stattfanden. Nebst „Ehrenstrafen“, wie z.B. Körperstreckung, Pranger, Kitzeln oder Eselsritt, gehörten zu den Todesstrafen das Rädern, Vierteilen, Verbrennen, lebendig begraben oder die Enthauptung. Allen zum Tode Verurteilten wurde eine Henkersmahlzeit (Wunschkost) gewährt. In Mitteleuropa betraf die Hexerei mehr Frauen, in Nordeuropa mehr Männer. Man geht davon aus, dass zwischen dem 15. und 18 Jh. in West- und Mitteleuropa ca. 40.000 bis 60.000 Menschen dem Hexenwahn zum Opfer fielen, davon etwa 80% Frauen. Matthew Hopkins soll der berühmteste/berüchtigste, aber nicht einzige Hexenjäger gewesen sein. Im Rahmen der Aufklärung hielt man die Folter allgemein für unmenschlich. Friedrich der Große schaffte sie 1740 in Deutschland ab, Maria Theresia folgte dem 1776 in Österreich. Hexerei und Folter noch heute? Leider muss die Frage bejaht werden, vor allem trifft das auf Länder in Afrika, Lateinamerika und Südostasien zu. Die Anwesenden dankten Karin Bernstein mit herzlichem Beifall für ihren sehr informativen Vortrag. Sie wiederum dankte mit dem Versprechen, mit einem neuen Vortrag zu kommen. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 13.10.2025